© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/18 / 08. Juni 2018

CD-Kritik: Gelius Trio – Russische Trios
Nicht unterworfen
Jens Knorr

Die Anordnung der drei russischen Klaviertrios – Kompositionen in der Besetzung Violine, Violoncello und Klavier – folgt nicht der Chronologie ihres Entstehens, sondern den Fortschritten in der Durcharbeitung des musikalischen Materials.

Anton Arenskis Trio Nr. 1 d-Moll op. 32 von 1894 mit seiner weitausschwingenden Melodik, von Stimme zu Stimme weitergegeben, getragen und umspielt von den sekundierenden Stimmen, steht in der Tradition Tschaikowskis und Rimski-Korsakows. Warum nur so elegisch, wenn doch nichts gutzumachen ist, weil schon alles gut ist? Arno Babadschanjans Trio fis-Moll von 1952 könnte durchaus als avancierte Komposition eines Nationalkomponisten des 19. Jahrhunderts durchgehen. Es steckt voller Anklänge an armenisches Volksidiom, ohne daß diese die Faktur des Komponierten besonders beeinflußt hätten. Dmitri Schostakowitschs einsätziges Klaviertrio Nr. 1 c-Moll op. 8 von 1925 treibt mit der klassischen Sonatenform schon so seine Späßchen. Noch hat sich die windige Betriebsamkeit der frühen nicht zu der permanenten Gehetzheit des Gehetzten der späteren Kompositionen gewandelt.

Die auf den Umschlag des Beiheftes aufgeklatschte Basilius-Kathedrale mag Rußland-Klischees bedienen. Denen hat sich die musikalische Interpretation des Münchner Gelius-Trios zum Glück nicht unterworfen.

Gelius Trio Russische Trios Thorofon 2018  www.bella-musica-edition.de