© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/18 / 08. Juni 2018

Streit um Äußerung von Alexander Gauland
Törichtes Eigentor
Christian Vollradt

Niemand, der schon einmal mehr als zwei Sätze von Alexander Gauland gehört oder gelesen hat, wird dem AfD-Vorsitzenden ernsthaft Sympathien für den Nationalsozialismus unterstellen. Niemand wird den Begriff „Vogelschiß“ als einen Ausdruck hoher Wertschätzung interpretieren. Und würde im Umkehrschluß jemand, dem es darum ginge, die braunen Machthaber und ihr schändliches Regime reinzuwaschen, dies in eine wertschätzende Aufzählung großer jüdischer Deutscher wie Albert Ballin oder Walther Rathenau einbetten und deutlich sagen, daß das Judentum zu Deutschland gehört – so wie es Gauland in seiner Rede auf dem Bundeskongreß der Jungen Alternative getan hat? Wohl kaum.

Ja, das Aufreger-Zitat wurde aus dem Zusammenhang gerissen. Immunisiert dies den Urheber gegen Kritik? Nein. Gauland ist ein (Medien-)Profi. Er hätte vorhersehen müssen, was er nun im nachhinein öffentlich bedauert: daß sein flapsiger Verweis auf „animalischen Auswurf“ bestenfalls zumindest doppeldeutig ist. Der Jubel im Saal, wo die eine Mehrheit hatten, die – noch – eine Minderheit in der Partei sind, war ihm gewiß. Doch so sicher wie solche Schenkelklopfer mit Hautgout vielleicht die Seele der „Bewegten“ streicheln mögen, verprellen sie jene bürgerlich-konservativen Wähler, die der Bamf-Skandal und Merkels Macron-Appeasement in die Arme der AfD treiben müßten. Wie töricht, den Ball vom Elfmeterpunkt des Gegners ins eigene Tor abzufälschen.