© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/18 / 01. Juni 2018

CD-Kritik: Wagner – Tristan und Isolde
Stählerne Stimme
Thorsten Thaler

Als die schwedische Sopranistin Birgit Nilsson, die Mitte Mai dieses Jahres ihren hundertsten Geburtstag hätte feiern können (JF 21/18), das erste Mal in Bayreuth bei Wieland Wagner zum Vorsingen war, soll der künstlerische Festspielleiter vor ihr niedergekniet sein und ihr jede erdenkliche Rolle angeboten haben – „nur niemals Isolde oder Brünnhilde“. So berichtete es die Nilsson in ihrer Autobiographie „Mein Leben für die Oper“. Als sie 1970 von der Bayreuther Bühne abtrat, waren Brünnhilde und Isolde längst zu ihren Paraderollen geworden. Allein die irische Königstochter verkörperte sie in ihrer vierzigjährigen Karriere in über 200 Vorstellungen.

Nilssons Rollendebüt in Bayreuth als Isolde 1957 läßt sich nun in einem erstmals veröffentlichten Mitschnitt aus dem Jahr darauf nachhören. An ihrer Seite: Wolfgang Windgassen als Tristan, Josef Greindl als König Marke sowie Grace Hoffman (Brangäne), Erik Saedén (Kurwenal) und Fritz Uhl (Melot). Die Produktion stammte von Wolfgang Wagner, am Pult dirigierte Wolfgang Sawallisch.

Die Live-Aufnahme vom 26. Juli 1958 vermittelt einen Eindruck davon, warum „La Nilsson“, die 2005 im Alter von 87 Jahren verstarb, dank ihrer stählernen Stimmstärke und ihres Klangvolumens bis heute zu den bedeutendsten Wagner-Interpretinnen der Nachkriegszeit zählt, insonderheit als Isolde.

Richard Wagner Tristan und Isolde Orfeo, 2018  www.orfeo-international.de