© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/18 / 01. Juni 2018

Aufgeschnappt
Intolerante Mandoline
Matthias Bäkermann

Es gibt alles und noch viel mehr. Die vom 7. bis zum 9. Juni stattfindende Tagung an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz beweist, daß dieses Bonmot auch für die Musiktheorie gilt. 

Wie die verantwortliche Juniorprofessorin Stefanie Acquavella-Rauch etwas sperrig in ihrer Beschreibung der Tagung „Toleranz und Intoleranz in der Musik, dargestellt am Beispiel der Zupfmusik“ ankündigt, zeige sich dieses Phänomen „in, um und mit Musik in unterschiedlicher Weise und in vielen Kontexten“. Dabei wendet sich ihr Programm „einigermaßen überschaubaren ‘Musikszenen’ zu“, in denen sich „die zentralen musiksoziologischen Kategorien“ lebendig beobachten ließen. Mandoline, Harfe oder Gitarre stehen im Fokus der Tagung, bei der sich ein Panel mit „Tönen, die nur durch Rupfen und Reißen von Saiten erzeugt werden“, befaßt, da diese „keinen gebundenen Gesang gestatten“. Spannung versprechen auch die Vorträge „Intoleranz und Sexismus im Berufsalltag von Harfenist*innen“ oder über die „nationalen Präferenzen und Hegemoniebestrebungen“ von Mandolinenmusik. Noch politischer dürfte es dann in den Panels „Toleranzfragen in der deutschen Zupforchesterbewegung der Nachkriegszeit“ oder „Hetzen mit Gitarre“ über Liedermacher der extremen Rechten zugehen.