© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/18 / 18. Mai 2018

Leserbriefe

Zu: „Das Kreuz gehört zu uns“ von David Berger, JF 20/18

Unübersehbares Zeichen

Markus Söder hat mit seiner Kreuz-Kampagne ein Bekenntnis abgelegt und ein unübersehbares Zeichen in unsicherer Zeit gesetzt, einer Zeit, die der Orientierung auf das Wesentliche unserer Gesellschaft bedarf. Aus der Entwicklung des christlichen Glaubens über zwei Jahrtausende, in dessen Zentrum die Lehre Jesu und dessen Opfertod am Kreuz steht, haben sich in Deutschland und Europa demokratische Gesellschaften geformt, deren Fundamente vom Auftrag der Bergpredigt geprägt sind. 

Leider sind die, die in den Konfessionen beider christlichen Kirchen in Deutschland an höchster Stelle stehen, Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, nicht selten fernab der christlichen Spur unterwegs und leugnen, wie einst Petrus, das Bekenntnis zum Kreuz, so beim Besuch des Tempelbergs in Jerusalem, wo sie die Abnahme ihrer Kreuze später heuchlerisch als Geste des Friedens darstellten. Wer Michel Houellebecqs Roman „Unterwerfung“ (2015) gelesen hat, der phantasievoll wie bedrückend beschreibt, wie die französische Gesellschaft vom schleichenden Gift des politischen Islam erfaßt und gelähmt werden könnte, kann sich gut vorstellen, daß Bedford-Strohm und Reinhard Marx um des lieben Friedens willen keine christlichen Bollwerke zur Verteidigung des Kreuzes aufzurichten gewillt sind.

Wolfgang D. Weithäuser, Düsseldorf




Die Aufklärung, nicht die Kirche

Die Unterzeile warnt vor „Götzen“ – ein negativer Ausdruck, der meistens von dogmatischen Christen gebraucht wird. Den christlichen Glauben ausschließlich für die deutsche Leitkultur zu nehmen ist meines Erachtens nicht ausreichend. Ja, wir haben 2.000 Jahre Kirchengeschichte hinter uns, welche nicht immer friedliebend gewesen ist und erst mit der Aufklärung eine Toleranz erreicht, die es vorher im Christentum nicht gegeben hat. Die Befreiung hat es in meiner Sicht durch die Aufklärung gegeben, die Französische Revolution usw. Die Werte der Aufklärung haben demokratische Staaten entstehen lassen und nicht das Christentum. In der ehemaligen DDR ist dieses nach meinen Erfahrungen kaum noch vorhanden. Die Kirchen in Ostdeutschland werden größtenteils zu Konzertkirchen umfunktioniert. Ein lebendig gelebtes Christentum kann ich somit nicht erkennen. „Kreuz oder Halbmond“ als alternativlos hinzustellen, finde ich beängstigend. Der Verfasser untermauert diese These mit dem Satz: „Die Leere des Atheismus ist nur das Präludium der Scharia.“ Das halte ich für falsch. Ich weiß zwar, daß jedem Ungläubigen im Islam der Kopf abgeschlagen werden darf, jedoch gehört ja gerade die Ungläubigkeit zur Freiheit eines säkularen Staates. Ich würde mir wünschen, daß endlich Religion und Staat getrennt werden.

Christine Just-Kascha, 

Fürstenberg/Havel






Zu: „Kruzifix noch amol“ von Wolfgang Ockenfels, JF 19/18

Das Kreuz mit dem Kreuz

Das Kreuz ist ein christliches Symbol, und Christen waren es, die unser blühendes Land aufgebaut haben. In meiner Jugend (Jahrgang 1949) hing in jeder Amtsstube, Schule, Gericht ein Kreuz als christliches Symbol. Vor jedem Unterricht wurde gebetet, und einmal in der Woche war Schulmesse. Nun wettert Kardinal Marx gegen die Bayrische Staatsregierung. Was soll das? Ich bin für Kreuze überall. Wem das nicht gefällt, sollte unser Land verlassen. Und Herrn Marx rate ich, sich aus der Politik herauszuhalten, sonst steht er demnächst allein im Münchner Dom.

Franz-Herbert Schneider, Wilnsdorf






Zu: „‘Ich klage an, aber beklage mich nicht’“, im Gespräch mit Martin Sellner & „Die APO ist jetzt rechts“ von Michael Paulwitz, JF 20/18

Demokratisches Spiegelbild

In Zeiten, in denen Selbsthaß, Selbstaufgabe, Kritiklosigkeit und Mundhalten zur ersten Bürgerpflicht erklärt worden sind, werden die gewaltfreien Aktionen der Identitären Bewegung von den Regierenden und deren Gefolgschaft als Bedrohung gesehen. Sie halten den Demokratie-Heuchlern den Spiegel vor. Danke für euren Mut!

Barbara Kanwischer, Braunschweig






Zu: „‘Wir sind keine Chauvinisten oder engstirnige Nationalisten’“ von Martina Meckelein, JF 20/18

Ziemlich inkonsequent

Ich mußte schmunzeln, als ich sah, daß die Redaktion der IB zwei Seiten in der aktuellen Ausgabe widmete. Vor allem, daß man noch Mario Müller besuchte – jemand, der selbst über die JUNGE FREIHEIT lacht und diese in seinem Buch als „Zeitung für Cuckservative“ (S. 57) bezeichnet. Naja, seinen Idealen bleibt er dann wohl doch nicht so treu, wenn er dann doch die Reichweite einer Zeitung in Anspruch nimmt, die er eigentlich lächerlich findet. Ziemlich inkonsequentes Verhalten. Übrigens: In rechtsextremen Bereichen wird die Zeitung auch als „Käseblatt für bürgerliche Weicheier“ bezeichnet – ob Herr Müller wirklich aus diesen gedanklichen Kreisen entkommen ist? Er teilt ja zumindest noch die gleichen Aussagen.

Ralf Mayer, Berlin






Zu: „Individueller Zusatzbeitrag“ von Henning Lindhoff, JF 20/18

Unseriös: Panik-NGO Foodwatch

Die unseriöse Panik-NGO Foodwatch führt direkt zu deren Gründer Thilo Bode. Dieser hatte seinerzeit als „Brent Spar“-Kampagnenmanager bei Greenpeace bewiesen, daß ihm bei der Verfolgung seiner Ziele weniger an der Wahrheit als an spendenträchtigen Schlagzeilen gelegen ist. Dieses Geschäft betreibt er nun mit Foodwatch auf eigene Rechnung. Fakt ist laut Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS): „Die Übergewichts- und Adipositas-Prävalenzen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind im letzten Jahrzehnt nicht weiter gestiegen.“ Im gleichen Zeitraum ist der Konsum zuckerhaltiger Getränke um ein Drittel und mehr zurückgegangen. Außerdem wurde wissenschaftlich bewiesen, daß schlanke Kinder mehr Zucker konsumieren als dicke. Diese unangenehmen Wahrheiten versprechen natürlich weder für Ärzte noch für Foodwatch Profit und politischen Einfluß.

Prof. Dr. Jürgen Althoff, St. Wendel






Zum Schwerpunktthema: „Denker der Gegensätze“, JF 19/18

Karlsruhe ehrt Kommunismus

Das Karl-Marx-Jubiläum illustriert auf seine Weise auch die rote Fahne auf dem Karlsruher Schloßturm, die dort seit dem 21. April 2018 hängt. Dieses Symbol für Diktatur und Terror weht im Herzen der Stadt Karlsruhe, die sich ja „Residenz des Rechts“ nennt. Das Bundesverfassungsgericht steht unmittelbar neben dem Schloß, wo das Landesmuseum die Ausstellung „Revolution für Anfänger*innen“ zeigt. Somit haben die Kommunisten respektive Linken einen symbolischen Sieg über unseren Rechtsstaat errungen.

Dr. med. Renate Seyrich, Karlsruhe






Zu: „Mehr Fordern als Fördern“ von Michael Paulwitz, JF 19/18

Islamische Logik

In der Integrationsdebatte sollten folgende Fragen nicht fehlen: Wenn der Islam eine Religion des Friedens ist, warum gibt es dann so viele Kriege in islamisch geprägten Ländern? Wenn einige Muslime auch das Haupthaar von unter 14jährigen Mädchen mit einem Kopftuch verdecken wollen, um nicht sexuell gereizt zu werden, sind sie dann nicht pädophil? Wenn das Kopftuch nur ein Symbol für islamische Religiosität ist, wie soll man dann die Muslimas bewerten, die kein Kopftuch tragen? Wenn die Muslime ihre Frauen verhüllen, um nicht sexuell gereizt zu werden, warum setzen die Männer nicht mal wegen der behaupteten Gleichberechtigung Scheuklappen auf? Wenn laut einem Imam der Angriff auf einen Juden in Berlin nichts mit seiner Religion zu tun hat – womit dann? Vielleicht ist es ja so: Wenn Muslime einer Frau nicht die Hand geben und sagen, das geschähe aus Respekt, dann gehören sie nicht zu Deutschland, sondern zum Islam.

Dieter Rakete, Hamburg






Zu: „Willkommen im Neuland!“ von Marco Pino, JF 18/18

Genetische Zwischenrufe

Die von Ihnen zitierte „Schnappatmung“ muß ich leider bestätigen. So sprach ich im Rahmen meiner Seminar- und Vortragsverpflichtungen auch mehrfach vor Medizinstudenten und medizinischen Laien. Immer wenn in einem Sinnzusammenhang das Wort „Gen“ auftauchte, erhielt ich empörte Zwischenrufe, daß man hier keine Werbung für die „Genindustrie“ dulde. Wenn ich erklärte, daß auch die Biobranche ihr Saatgut lange Zeit in Atommeiler brachte, weil auch sie auf Gen-Mutationen angewiesen sei, wurde das einfach lautstark bestritten. Auch der Hinweis, daß im Auditorium einige mir bekannte Studenten säßen, von denen ich wisse, daß sie auf rekombinante Arzneimittel angewiesen seien, zum Beispiel bei Diabetes, hypophysärem Minderwuchs, beruhigte die aufgebrachte Menge nicht. 

Nicht anders verhält es sich beim Thema Radioaktivität und Atomkraft: Wenn man über Moleküle und ihre Wirkung auf atomarer Ebene spricht, kann man wetten, als Angehörige der Atomlobby beschimpft zu werden. Der Abtransport der blauen Fässer aus unseren Laboren mit schwach radioaktivem Material (Kittel, Spritzen usw.) wird blockiert von Studenten mit „Atomkraft? Nein danke“-T-Shirts. Selbst unsere Patienten sind hier zu finden, die nur dank der bösen Radioaktivität umfassend diagnostiziert werden konnten.

Dipl. oec. troph. Gabriele Baier-Jagodzinski, Pirmasens






Zu: „Die Hegemonie kippt“ von Karlheinz Weißmann, JF 17/18

Begriffshoheit zurückerobern

Karlheinz Weißmann spricht in seinem Leitartikel auch kurz die „offene Gesellschaft“ an. Obwohl ich seine Beiträge ausgesprochen schätze und man seinem Urteil meist geradezu blind vertrauen kann, so liegt er hier meiner Ansicht nach mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber der „offenen Gesellschaft“ kräftig daneben. Dabei ist es unwesentlich, daß er die Thematik lediglich im Nebensatz streift; es sind häufig die en passant gesprochenen, die beiläufig behaupteten „Wahrheiten“, die gefährlich automatisiert ins Unbewußte durchsickern – denn diese werden dort wirkmächtig. So schreibt Weißmann, die „offene Gesellschaft“ erweise sich „als das Phantom, das sie immer war“. Dabei stehen wir doch, wenn wir das Abendland zu Recht und aus Überzeugung verteidigen, notwendig immer auf der Seite der „offenen Gesellschaft“, es geht nicht anders. Sind doch die Bausteine der offenen Gesellschaft und die tragenden Überzeugungen des Abendlandes deckungsgleich. Das eine wird deshalb nicht ohne das andere zu haben sein. „Offene Gesellschaft“ bedeutet nicht „offene Grenzen“, im Gegenteil. 

Wie Karl R. Popper in seinem Opus „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ richtig analysiert, braucht diese anfällige offene Gesellschaft ganz besondere Menschen, wirkliche Bürger, die die Prinzipien einer solchen Gesellschaft verstanden und verinnerlicht haben und diese in gewisser Selbstverständlichkeit miteinander teilen. Was nach Popper eine offene Gesellschaft hingegen unweigerlich zerstören muß, sind tribales Denken, Stammesstrukturen, Clandenken sowie archaische Religionsformen, wenn sie staatlich-diesseitiges Wirken für sich beanspruchen. Diese „Feinde“ der offenen Gesellschaft sind zugleich die wirkmächtigen und stabilisierenden Bausteine von „geschlossenen Gesellschaften“. 

Der zweite Irrtum liegt wohl bei Popper selbst. So bahnbrechend und genial dessen Werk zur offenen Gesellschaft ist, so irrt er doch, wenn er glaubt, die Idee von Nation und Nationalstaat vertrüge sich nicht mit der offenen Gesellschaft. Vermutlich gründet dieser erstaunliche Irrtum in Poppers Verständnis als „alter Lateiner und Grieche“, der „natio“ („geboren“) allzu wörtlich nimmt. Für ihn ist „Nation“ offenbar nur in ethnisch reiner Form denkbar, weshalb er sie – so gesehen folgerichtig – für seine offene Gesellschaft ablehnen muß. Doch heutzutage können gut integrierte und assimilierte Einwanderer im Laufe der Zeit die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben und werden als solche Teil der Nation und des Volkes. Die heutige Nation muß somit nicht mehr eng ethnisch gedacht werden, sie darf sich allerdings bei ihrer Ausweitung auf Einwanderer weder quantitativ noch qualitativ, noch in der Geschwindigkeit (Paul Collier etabliert hierzu den erhellenden Begriff „Assimilationsrate“) übernehmen. 

Natürlich haben Linke aller Couleur (also Linke, Grüne, SPD, FDP, CDU/CSU) diesen Popperschen Irrtum geradezu begeistert aufgegriffen und tragen ihn wie einen Säulenheiligen ihren säkularisierten Prozessionen voran. Dies sollte einen Karlheinz Weißmann mißtrauisch werden lassen.

Dirk Driesang, Eichenau