© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/18 / 11. Mai 2018

Haltungsnote
Glücklich ohne Zucker
Lukas Steinwandter

Es gibt Gute, und es gibt Bessere. Zu letzteren darf sich getrost Eckart von Hirschhausen zählen. Denn der „bekannteste Arzt Deutschlands“ (Bild-Zeitung) steht mal wieder an vorderster Front für das Gute. Diesmal geht es ums Dicksein und um den Dickmacher Zucker. Zusammen mit rund 2.000 anderen Ärzten und einer Phalanx aus Vereinen, Verbänden und Stiftungen fordert er eine Zuckersteuer. Dem Stern verriet der 50jährige nicht ohne Widerspruch: „Dicke sind nicht selber schuld an ihrem Übergewicht, die allermeisten Menschen sind überfordert, ständig und überall Nein zu sagen zu Zuckerschrott.“ Wenn Appelle an die Eigenverantwortung nicht ausreichten, müßten eben die gesetzlichen Rahmenbedingungen verändert werden. Also soll der Staat seine schützende Hand über dicke Kinder und kindliche Dicke halten. Freilich mutiert diese fürsorgliche Hand schnell zum bevormundenden erhobenen Zeigefinger, wenn Hirschhausen und Co. Werbeverbote für Kinderschokolade oder sogenannte Lebensmittelampeln vorschweben. Das Ansinnen, die Deutschen „glücklich und gesund zu machen“, könnte bei noch höheren Steuern und mehr Verboten indes schnell zum Gegenteil führen. Und gegen Frust hilft bekanntlich am besten Schokolade.