© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/18 / 11. Mai 2018

Kritische Soziologie des Digitalen im alten ausgelaugten Jargon
Forschungssubjekte ermächtigen
(dg)

Mit dem Anbruch des digitalen Zeitalters sehen die zu Jubelpersern der Willkommenskultur verkommen bundesdeutschen Sozialwissenschaftler eine Chance, ihren Ruf ein klein wenig aufzupolieren, indem sie sich endlich wieder „kritisch“ engagieren. Für die am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung der Universität  Bremen tätige Juliane Jarke zeichnen sich in vielen Publikationen aus jüngster Zeit sogar schon klare Konturen dieser neuen „kritischen Soziologie des Digitalen“ ab. Aber sprachlich, beim gegenderten Soziologendeutsch, bleibt auch in dieser neuen Sparte alles beim alten. Woran Jarkes Rezensionsessay kein Zweifel läßt, der davon schwärmt, wie künftige Projekte „ergebnisoffen einen starken Fokus haben auf die Ermächtigung von mitforschenden Bürgerinnen und Bürgern, zum Beispiel in Hinblick auf ihre Kompetenzen in der kritischen Auseinandersetzung mit persönlichen Daten“ (Soziologische Revue, 1/2018). Im etwas abgerüsteten 68er-Emanzipationsjargon erwartet Jarke von den „Vertreter*innen der kritischen Datenstudien“, daß sie das „Machtgefüge“ des digitalen Komplexes zwar nicht „zerschlagen“, aber mindestens irgendwie „thematisieren“ sollen. Mit dem Ziel, von der Beschreibung der digitalen Gesellschaft zu ihrer humanen Gestaltung durch „Ermächtigung ihrer Forschungssubjekte“ fortzuschreiten. 


 www.degruyter.com/view/j/srsr