© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/18 / 11. Mai 2018

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Die Anzeichen des Todes sind trügerisch“, heißt es 1742 in einer Abhandlung über die Ungewißheit der Kennzeichen des Todes. „Ein jeder ist in Gefahr, zu früh und damit lebendig begraben zu werden. Einzig die Fäulnis zeigt den sicheren Tod an.“ Die Veröffentlichung des französischen Arztes Jean-Jacques Bruhier sorgte europaweit für großes Aufsehen und löste eine Debatte um den Scheintod aus. Das Zitat findet sich nun auch auf einer Texttafel am Anfang einer Ausstellung im Medizinhistorischen Museum der Charité in Berlin-Mitte. Über Jahrhunderte hinweg dienten einfache Methoden zur Feststellung, ob ein Mensch tot ist oder nicht: ein Handspiegel, der vor Mund und Nase des Leblosen gehalten wurde, Daunenfedern, mit denen man ihn kitzelte, oder ein mit Wasser gefülltes Glas, das ihm auf die Brust gestellt wurde. Die im 18. Jahrhundert grassierende Furcht, lebendig begraben zu werden, führte dann Ende des Säkulums zur Errichtung der ersten Leichenhäuser in Weimar und Berlin, in denen die Fäulnis abgewartet werden konnte. Von dieser Historie bis hin zu Fragen der heutigen Feststellung des Hirntodes handelt bis zum 18. November die sehr textlastige Schau.


„Warum Linke keinen Humor können“ – Fundstück der Woche auf der Netzseite des Publizisten Dushan Wegner: „Humor beginnt damit, anzuerkennen, daß es schmerzhafte Unterschiede gibt. Unterschiede zwischen Männern und Frauen, zwischen Reichen und Armen, zwischen Nationen und Völkern. Linke können keinen Humor, denn Humor braucht Wahrheit, tiefe menschliche Wahrheit, und vor Wenigem hat die Linke heute mehr Angst als vor schmerzhafter Wahrheit. (…) Die Linken in ihrem politischen Korrektheitswahn haben dem Sagbaren so viele Grenzen gesetzt, daß ihnen konsequenterweise ein Großteil an Witzigkeiten buchstäblich ‘unsagbar’ geworden ist.“


Bacchanal für die Augen und die Seele: Ab Donnerstag dieser Woche ist in der Alten Nationalgalerie die Ausstellung „Wanderlust. Von Caspar David Friedrich bis Auguste Renoir“ zu sehen. Seit der Romantik erwandern sich Künstler die Natur und versinnbildlichen diese Form der Weltaneignung in ihren Werken. In der Schau gezeigt werden bis zum 16. September neben Meisterwerken von den beiden im Titel genannten Malern Bilder von Carl Blechen, Karl Friedrich Schinkel, Johan Christian Dahl, Richard Wilson, Christen Købke, Gustave Courbet, Iwan Kramskoi, Ferdinand Hodler, Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Dix und Ernst Barlach.