© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/18 / 11. Mai 2018

Georg May. Der Theologe ist die „lebende Antithese“ zum gegenwärtigen Katholikentag
Fels in der Brandung
Martin Lohmann

Die Kritik der Kirchen an der bayerischen Kruzifix-Initiative „ist Zeichen ihrer Müdigkeit und Schlaffheit – und Verrat am Evangelium. Das Kreuz symbolisiert das Christentum als Mitte unserer abendländischen Kultur.“ Der Theologe, der solche Sätze sagt, verkörpert, was man auf Katholikentagen kaum noch findet: eine moderesistente und wahrheitstreue Kirche. Georg May, geboren am 14. September, also am Fest Kreuzerhöhung, 1926 im schlesischen Liegnitz, liebt die Klarheit der geoffenbarten Gedanken, denen seine katholische Kirche eigentlich verpflichtet ist und aus denen sich ihr Auftrag speist.

Der emeritierte Ordinarius für Kanonisches Recht, Staatskirchenrecht und kirchliche Rechtsgeschichte in Mainz hat erst vor einem Jahr ein in jeder Hinsicht gewichtiges Werk veröffentlicht (JF 38/17). In seinem umfassenden Buch „300 Jahre gläubige und ungläubige Theologie“ beleuchtet er angstfrei und sauber eben jene zwei Formen der Theologie und weist nach, wie sehr sich die wissenschaftliche katholische Lehre, nicht zuletzt durch protestantischen Einfluß, von der Wahrheit Jesu entfernt hat. Sein Fazit ist bestürzend: Die Gestalt Jesu ist grob entstellt, der wahre Gottesmensch zum profanen Gutmenschen herabgesetzt – so werde schließlich die Dreifaltigkeit geleugnet. 

Das und der Drang etlicher Bischöfe zur gesellschaftlichen Angepaßtheit sowie ihre angstvolle Profillosigkeit macht ihm, dem Unbestechlichen, große Sorgen. Er, der der Lehre sowie der achtsamen Seelsorge stets treu geblieben ist und der täglich die heilige Messe im überlieferten lateinischen Ritus feiert, ist geschätzter Prediger ebenso wie barmherziger Beichtvater. Die „Protestantisierung“ der Kirche ist ihm Verrat am Auftrag des Herrn, zumal der Protestantismus „seit geraumer Zeit eine reduzierte Glaubenslehre“ biete, so May. Dieser Irrweg führe zu einem geradezu „begeisterten Selbstmord“ der Kirche – wenn sie sich nicht vom „entfesselten Ökumenismus“ der Zeitgeistergebenheit abwende. 

Seine Weitsicht bringt ihm herzlose Kritik von Gegnern ein; auch von kirchlichen Kreisen und Kirchenleuten wurde und wird er diffamiert und boykottiert. Doch seine Souveränität haben die Attacken derer, die ein Festhalten der Kirche am Gottessohn und dessen Lehre stört, nicht erschüttern können. Denn Georg May weiß, daß nur die Wahrheit frei macht. 

Sein alter Freund Benedikt XVI. dankte ihm 2014 herzlich „für die Klarheit, mit der du zur katholischen Glaubenslehre stehst“. Als Papst ernannte er ihn 2011 zum Apostolischen Protonotar – eine der höchsten Auszeichnungen für einen Priester. 

Katholikentage aber mit ihrem inhaltlichen wie liturgischen Jahrmarktcharakter sowie einer Politisierung der Religion sind Georg May suspekt: „Solche Versammlungen sind überflüssig und sogar schädlich – für den Glauben und die Kirche.“