© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/18 / 04. Mai 2018

JF-Intern
Der letzte Deutsche
Die Redaktion

Wie eine mythische, mit der Umgebung verwachsene Figur steht er beim Abschied da, gebeugt, auf einen Stock gestützt, doch voller Lebenskraft. Sein Blick läßt uns nicht los“, so beendete unser Autor Walter T. Rix den Bericht über seine Expedition ins einstmals deutsche Memelland (JF 24/16). Dort, „am Ende der Welt“, in Bismarck bei Heydekrug (heute: Šilute) fand er den unerschütterlichen Walter Wallenschuß, letzter Einwohner der nach dem Krieg zerstörten Siedlung und einer der letzten angestammten Memel-Deutschen.

Getrotzt hatte er 1945 der roten Flut, ließ sich weder von Sowjets vertreiben, noch zuvor, wie die anderen Deutschen, ins Reich evakuieren.

Schließlich lebte er wie nach der Apokalypse, alleine in einem entvölkerten Land – bevor die Litauer kamen. Doch hielt er am Deutschtum fest: „Walter, nicht Valteris! Ich bin Deutscher!“, begrüßte der 85jährige unseren Autor 2016. Sein Los rührte etliche Leser, die für ihren in unvorstellbarer Armut lebenden Landsmann auf ein JF-Hilfskonto spendeten.

Nun, zwei Jahre später, am 26. April, ist der treue Wallenschuß einer Lungenentzündung erlegen. Gestorben, wie er es immer wollte und wofür er ein Leben in der reichen Bundesrepublik geopfert hat, auf seiner deutschen Heimaterde.