© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/18 / 27. April 2018

Angst vor den Wimmelbildern
Mit H.P. Lovecraft durch Refugees-Europa
Werner Olles

Es ist ein fiktives Gespräch, das der „Kaiserfront“-Autor und Monarchist Christan Schwochert mit Howard Phillips Lovecraft, einem der bedeutendsten Phantastikautoren des 20. Jahrhunderts führt. Nach abendlicher Lektüre erscheint H.P. Lovecraft dem Träumer in einer Vision. Schwochert interessiert an Lovecraft dessen Außenseiterstellung, und so trifft man sich wieder bei H.P. Lovecraft Antimodernismus und Konservativismus. Er schildert diesem die Lage in Deutschland inklusive Islamisierung und Landnahme durch orientalische Völker, die seinem Zuhörer bekannt vorkommt. 

Zwei Jahre verbrachte der Einsiedler aus Providence nach seiner Hochzeit mit der Hutmacherin Sonja Greene in New York. Schnell begann er die Metropole als multiethnische Hölle wahrzunehmen: „Das nackte Tageslicht zeigte nur Schmutz und Fremdartigkeit, und die Menschenmassen, die in den klammähnlichen Straßen wimmelten, waren gedrungene Fremde von dunkler Gesichtsfarbe mit harten Zügen und schmalen Augen, gewandte Fremde ohne Träume und ohne Beziehung zu ihrer Umwelt, die einem blauäugigen Menschen aus altem Stamm mit der Liebe zu schönen, grünen Weiden und den weißen Kirchtürmen eines Neu-England-Dorfes im Herzen nichts bedeuten konnten.“ 

Deutlicher wird er in der Erzählung „Grauen in Red Hook“: „Scharen von Herumtreibern wanken schreiend und singend die Wege und Hauptstraßen entlang, und dunkelhäutige, von Sünden zerfressene Gesichter verschwinden von Fenstern, wenn Besucher des Weges kommen. In den wimmelnden Elendsquartieren von Parker Place war eine ungewöhnliche Kolonie unbestimmbarer schlitzäugiger Leute entstanden, die sich des arabischen Alphabets bedienten.“ 

Schwocherts Reise führt den Leser in einen Kosmos, der nichts als Chaos ist, infiziert durch degenerierte Völker und die Dekadenz der Kulturen. Doch es ist gerade dieser Gegensatz des geliebten Providence zu jenen Abgründen des Grauens, die Lovecraft zu einem der originellsten Kritiker der Moderne macht, ihn in eine Reihe stellt mit Céline, Pound und Mi-shima. H.P. Lovecraft, der erbleichte, wenn er Fremden begegnete, sah am Ende seines Lebens, vom Darmkrebs zerfressen, dem Tod mutig und ohne Klage entgegen.

Christian Schwochert: Interview mit H.P. Lovecraft. Verlag Christian Schwochert, Hindenburgdamm 88, 12203 Berlin, 2017, broschiert, 204 Seiten, 14 Euro