© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/18 / 27. April 2018

Franzosen drohen Opel mit Entlassungen und Werksschließungen
Radikal und eiskalt
Jörg Fischer

Zuerst wurden sämtliche Händlerverträge von Opel und die von Vauxhall in Großbritannien gekündigt – nun steht die Produktion auf der Kippe. Optimisten hoffen, die Drohung des PSA-Konzerns mit Personalabbau und Werksschließung in Eisenach diene nur der Lohndrückerei. „Made in Germany“ sei unverzichtbar. Das mag für General Motors, die Opel 1929 übernommen hatten, lange gegolten haben – bis 2014 nach 51 Jahren das Opelwerk Bochum geschlossen wurde.

Einst hatten hier über 20.000 Leute gearbeitet. Wenige Opelaner haben wieder einen ordentlichen Industriearbeitsplatz: Wer Glück hatte, rettete sich in die Frührente, viele landeten in „Maßnahmen“ und bei Hartz IV, was die Mär vom „Fachkräftemangel“ entlarvt. PSA-Chef Carlos Tavares ist brutaler als die Amis. Der frankophile Portugiese hat nach Stationen bei Renault und Nissan 2014 mit Steuer- und chinesischem Geld die Sanierung bei Peugeot und Citroën übernommen und 2017 für 1,3 Milliarden Euro GM eine Last abgenommen: Opel/Vauxhall hatte GM zwar eine Jahresproduktion von 1,2 Millionen Fahrzeugen beschert – seit 1999 jedoch keinen Gewinn mehr. Opel war aber PSA-Konkurrent – und der wird nun filetiert, was auch Fiat, Ford, Hyundai/Kia, Renault/Nissan, Toyota oder VW freut.

„Radikal und eiskalt“ seien die Franzosen, verrieten Opel-Führungskräfte in Eisenach der Thüringer Allgemeinen. Das dürfte noch untertrieben sein: PSA läutet den Anfang vom Ende Opels ein. Der beliebte SUV Mokka ist als GM-Weltauto (Chevrolet Trax/Buick Encore) ein Opel auf Abruf. Der VW-Tiguan-Konkurrent Equinox wurde Europa vorenthalten. Die schwächelnden Adam, Corsa, Astra und Insignia werden sukzessive mit entsprechenden Peugeots (108 bis 508) verschmolzen, gleiches gilt für die Transporter. Die SUV Crossland/Grandland X sind schon aufgehübschte Peugeot 2008/3008 mit Opel-Blitz.

Adam, Insignia, Zafira sind noch „Made in Germany“, der Rest stammt – wie bald auch alle Corsa – aus Europa und der Türkei. Opel hatte „Technik, die begeistert“, und jährlich wurden über eine halbe Million Stück in Deutschland abgesetzt. Doch der Marktanteil halbierte sich inzwischen von 14 auf sieben Prozent. Nur noch 4,5 der 46,5 Millionen Pkw hierzulande sind Opel. Die anderen PSA-Marken rutschten mit 1,9 Millionen hinter Škoda. Wenn das so bleibt, läutet auch in Rüsselsheim und Kaiserslautern die Totenglocke.

Ein Management-Buy-out oder ein Staatseinstieg wäre nur bei AfD und Linken mehrheitsfähig. Ein Verkauf an Chinesen oder Inder hätte die Opelaner vielleicht retten können. Dort zählt „Made in Germany“ noch etwas, und die Asiaten wollen auf den europäischen Markt: Unter Geely startet Volvo wieder durch, Tata war die letzte Rettung für Jaguar und Land Rover.

Die Chronik zum „Fall Opel“:  www.wir-gemeinsam.eu