© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

Knapp daneben
Duales Studium bleibt ein Erfolgsmodell
Karl Heinzen

Der demographische Wandel bringt für die junge Generation Vor- und Nachteile. Als Wählergruppe hat sie immer weniger Gewicht. Die Politik muß ihre Interessen nicht ernst nehmen und kann sich ganz darauf konzentrieren, die Alten zu umwerben. Andererseits haben Jugendliche heute beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Jeder leistungsunwillige Vollidiot darf darauf vertrauen, daß er einen Ausbildungsplatz und eine Stelle bekommt. Den Unternehmen bleibt nichts anderes übrig, als jedes alberne Mätzchen ihres verwöhnten und verblödeten Personalnachwuchses zu akzeptieren. Für einen Augenblick durften sie zwar hoffen, die Grenzöffnung spülte ihnen hochqualifizierte und hochmotivierte Alternativen ins Land. Unterdessen sind sie jedoch desillusioniert. Bis die Einwanderer integriert sind, dürften sie auch schon das Rentenalter erreicht haben.

Alle sind zufrieden – alle, außer den jungen Leuten selbst, da alles anders ist, als erhofft.

Zu den besonders erfolgreichen Instrumenten, den Personalmangel einzudämmen, gehört das sogenannte duale Studium. Durchsetzen konnte sich das Konzept, weil seine Begründung so einleuchtend klang. Endlich, so hieß es, ließen sich Theorie und Praxis versöhnen, und die Unternehmen erhielten Hochschulabsolventen, mit denen sie etwas anfangen könnten. Die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Der universitäre Teil des dualen Studiums bietet praxisferne Theorie und der betriebliche theorieferne Praxis. Eine Verzahnung findet, so zeigt eine Studie der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, nicht statt. Gescheitert an der Wirklichkeit ist aber nur der Anspruch, nicht das Konzept. Die Universitäten blieben davor bewahrt, die reine Wissenschaft dadurch zu opfern, daß man sie mit Zwecken befrachtete. Die Unternehmen nutzen ihre Studierenden als Personalreserve, um Lücken zu stopfen, die mal hier, mal da auftreten. Alle sind zufrieden –alle, außer den jungen Leuten selbst. Diese mäkeln, wie die Studie zeigt, natürlich herum, daß alles ganz anders ist, als sie es sich erhofft haben. Dabei hätten sie doch wissen können, daß Arbeit und Ausbeutung ihren Charakter nicht verlieren, bloß weil sich die Unternehmen widerwillig um einen reißen.