© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

Wahnhafte Autoaggression
Hitlers Vernichtungswille in umgekehrter Richtung
Werner Olles

Michael Leys Streitschrift beginnt mit einem Zitat des Historikers Götz Aly: „Die Selbstermächtigung der Achtundsechziger zur gesellschaftlichen Avantgarde, ihr Fortschrittsglaube, ihre individuelle Veränderungswut, ihre Lust am ‘tabula rasa’ und – damit bald verbunden – an der Gewalt, erweisen sich bei näherem Hinsehen als sehr deutsche Spätausläufer des Totalitarismus.“ Ley geht noch einen Schritt weiter: Während Hitler die Deutschen zu gottähnlichen Wesen sakralisierte, die aufgerufen waren, die Welt durch ein „Tausendjähriges Reich“ zu retten, möchten seine Nachfolger „jegliche deutsche und europäische Identität durch eine Massenflutung von Migranten konsequent eliminieren, um einen neuen Menschen zu schöpfen“.

Diese Wahnideen seien jedoch nichts anderes als „komplementäre Zwangsneurosen“, es handele sich um eine psychopathologische Familiengeschichte von totalitären Eltern und ihren nicht minder geschädigten Kindern. Hitler und seine Kinder sind gleichsam symbiotisch aneinandergekettet, ihre Zwangsvorstellungen enden notwendigerweise in einem zivilisatorischen Desaster“.

Doch mit dem Konzept des Multikulturalismus und der damit verbundenen Islamisierung stehen Hitlers Kinder heute kurz vor der erhofften gesellschaftlichen Erlösung: „Aus der absurden Idee einer Erlösung durch Vernichtung – des Judentums – schmiedeten die Kinder den Wahn der kollektiven Selbstvernichtung.“ Die 68er lebten seit Jahrzehnten in einer Scheinwelt, die auf einem Schuldkult, das heißt einer unüberbietbaren kollektiven Selbstverachtung beruht und der völlig abstrusen Utopie des Multikulturalismus. 

Auf Deutschlands Straßen plärrten ihre Zöglinge: „Nie wieder Deutschland!“ Ein linker Populismus, der sich mitnichten von der totalitären Sprache der Nationalsozialisten unterscheidet. Doch mit ihrer Verherrlichung des Islam und dem geplanten Bevölkerungsaustausch begehen sie den gleichen Fehler wie ihre Eltern: „Sie sind die Wegbereiter eines neuen Faschismus. Die dezivilisatorischen Konsequenzen ihrer totalitären Ideologie werden jedoch den Irrsinn des Nationalsozialismus bei weitem übertreffen, die Achtundsechziger verspielen möglicherweise das gesamte Erbe des Okzidents.“

Michael Ley: Hitlers Kinder. Die Generation der Achtundsechziger. Eine Streitschrift. Basilisken-Presse, Marburg an der Lahn 2018, broschiert, 62 Seiten, 13,50 Euro