© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

Grüße aus Athen
Ostern im Gefängnis
Dimitrios Papageorgiou

In zahlreichen griechisch-orthodoxen Kirchen wurde während der Oster-Liturgien am vorvergangenen Wochenende zweier griechischer Soldaten gedacht, die am 1. März bei einer Grenzpatrouille von der türkischen Armee aufgegriffen wurden und seitdem in einem Hochsicherheitsgefängnis im westtürkischen Edirne einsitzen. Griechische Hoffnungen auf ihre Freilassung zum Osterfest wurden enttäuscht.

Nach Angaben aus Ankara sollen Feldwebel Dimitris Kouklatzis und Oberleutnant Angelos Mitretodis sich zum Zeitpunkt ihrer Festnahme auf türkischem Gebiet befunden haben. Bis dato war es in ähnlichen Fällen üblich, die betroffenen Soldaten nach Feststellung der Personalien so schnell wie möglich auf die eigene Seite zurückkehren zu lassen. In den vergangenen Jahren kam es im Zuge der Überprüfung bekannter Migrationswege immer wieder zu Grenzverletzungen in der stark befestigten Evros-Region.

Kouklatzis und Mitretodis droht nun ein Prozeß wegen Spionageverdachts.

Kouklatzis und Mitretodis jedoch droht nun ein Prozeß wegen Spionageverdachts. Dies würde eine Eskalation der griechisch-türkischen Beziehungen bedeuten, wie wir sie zuletzt 1996 erlebt haben. Jüngste Vorfälle in der Ägäis, wo es in diesem Jahr bereits zu zwei Kollisionen zwischen Booten der türkischen und griechischen Küstenwache kam, deuten in eine ähnliche Richtung. Beide Seiten bedienen sich einer zunehmend scharfen Rhetorik, so daß bei österlichen Familientreffen die Gefahr eines Krieges mit der Türkei zu den heißesten Gesprächsthemen zählte. Für die Athener Militärparade zum Nationalfeiertag wurden so hohe Einschaltquoten wie schon seit mindestens zehn Jahren nicht mehr verzeichnet.

Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft machte vielen Griechen – zumal den entschiedenen Befürwortern der Nato- und EU-Mitgliedschaft – Sorge. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hütete sich im Vorfeld seines Türkeibesuchs, für die eine oder andere Seite Partei zu ergreifen. Vielmehr sollten die beiden Nato-Mitglieder ihren Konflikt untereinander lösen. Auch beim Gipfeltreffen zwischen Vertretern der EU und der Türkei Ende März in Varna wurden nur fromme Wünsche für eine baldige Heimkehr der beiden Soldaten ausgesprochen. Angesichts der Versicherungen griechischer Politiker, die der Bevölkerung die EU- und Nato-Mitgliedschaft als Schutzschild gegen den türkischen Revisionismus verkaufen, bedeutet diese bestenfalls halbherzige Solidarität für viele eine herbe Enttäuschung.