© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/18 / 20. April 2018

Sängerkrieg der Woche
„Frohe Arbeit, frohes Feiern“
Thorsten Brückner

Seit Jahrzehnten ist der Streit um den Text der Bayernhymne im Freistaat ein Politikum. 1980 setzte sich Franz Josef Strauß mit der Interpretation des Textes „deutsche Erde, Vaterland“ durch. Zumindest offiziell. Noch heute singen die meisten Franken, Schwaben und Altbayern die von Ministerpräsident Alfons Goppel favorisierte und zwischen 1966 und 1980 gespielte bayerisch-patriotische Version von Joseph Maria Lutz aus dem Jahr 1948 („Heimaterde, Vaterland“). Zu ihr gehört auch die von Strauß abgeschaffte dritte Strophe, die jetzt die ÖDP wiederbeleben will. Sie stelle „das Kontrastprogramm zum dumpfen Slogan ‘Bayern first’ dar“, so die Begründung der Partei. Dort heißt es zu Beginn „Gott mit uns und Gott mit allen, die der Menschen heilig Recht, treu beschützen und bewahren von Geschlechte zu Geschlecht“. Der CSU-dominierte Verfassungsausschuß zeigte sich gegenüber der Petition der Ökologen-Partei nicht abgeneigt. Er hält den Vorschlag einer „filigranen Prüfung würdig“. Der Ball liegt jetzt bei der Staatsregierung. Der Versuch der SPD, den Text um eine „Europastrophe“ zu ergänzen, stieß im Freistaat 2016 auf Reaktionen zwischen Kopfschütteln und offener Empörung (JF 50/16). Damit ist diesmal nicht zu rechnen. „Frohe Arbeit, frohes Feiern, reiche Ernte jedem Gau“ sind nicht nur die historischen Worte von Lutz, sondern auch das Lebensmotto der meisten Bajuwaren.