© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/18 / 13. April 2018

Frisch gepresst

Garnisonkirche. In Potsdam begann mit der Wiedervereinigung ein nun bald dreißigjähriger Kulturkampf. Seitdem können jene geschichtsbewußt engagierten Ästheten, die möglichst viele der von angelsächsischen Bombern und staatssozialistischen Plattenbaubanausen dem preußischen Sparta geschlagene Wunden schließen wollen, zwar auf schöne Erfolge bei der Wiederherstellung des friderizianisch geprägten alten Stadtbildes zurückblicken. Aber bei dem Herzstück, der am 14. April 1945 schwer beschädigten, 1968 auf Initiative der SED-Bezirksleitung abgerissenen Garnisonkirche von 1735, leisten alte und neue Linke beharrlich Widerstand gegen deren Rekonstruktion. Unter welchen Bewältigungsneurosen die Gegner des Wiederaufbaus der vermeintlichen „Nazi-Kirche“ dabei leiden, welchen tatsachentauben Geschichtsklitterungen sie erlegen sind, faßt ihr publizistisch eifrigster Einpeitscher, der Journalist Mat-thias Grünzig, in seiner von ihm fälschlich so genannten „historischen“ Darstellung des Symbolbaus zusammen. Aus SED-Sicht ein gelungenes Werk. (ob)

Matthias Grünzig: Für Deutschtum und Vaterland. Die Potsdamer Garnisonkirche im 20. Jahrhundert, Metropol Verlag, Berlin 2017, broschiert, 383 Seiten, Abbildungen, 24 Euro





SPD. Der schreib- und vortragsfreudige Genosse Peer Steinbrück möchte in seinem neuesten Büchlein „Stichworte für eine Runderneuerung“ der in drei Bundestagswahlen zwischen 2009 und 2017 „knackig gescheiterten“ einstigen Volkspartei SPD liefern. Deren Führungspersonal, dessen bescheidener Ehrgeiz sich mittlerweile darauf richtet, bei Neuwahlen nicht unter die 15-Prozent-Marke zu fallen, wird die ambitioniert „Fehleranalyse“ getaufte Anhäufung von Allgemeinplätzen vielleicht gähnend abnicken können. Die bemoosten therapeutischen Konsequenzen, die Steinrück aus so einer mauen Diagnose zieht, dürften ihr indes klarmachen, daß sie von diesem Ratlosen keinen Rat für die „Runderneuerung“ erwarten darf. Denn mit so tollen Ideen wie „Integration von Zuwanderern fördern“ statt Massenmigration zu stoppen, oder „europäische Integration fördern und Demokratisierung der EU-Institutionen betreiben“ statt die EUdSSR zu schleifen, ist die gute alte Tante SPD seit 1990 bekanntlich derart tief in die Grütze gefahren, daß sie ihre Zukunft wohl hinter sich hat. (dg)

Peer Steinbrück: Das Elend der Sozialdemokratie. Anmerkungen eines Genossen. Verlag C. H. Beck, München 2018, broschiert, 189 Seiten, 14,95 Euro