© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/18 / 06. April 2018

Grüße aus Windhuk
Ein Taxi nehmen?
Elke Lau

Es herrscht brütende Hitze, als wir unsere Pension in der Heinitzburgstraße verlassen. Nach dem langen Flug wollen wir uns bewegen und zur Christuskirche, dem Wahrzeichen Windhuks, laufen. „Der Weg ist gefährlich, nehmen Sie ein Taxi“, rät die deutsche Wirtin, „ich rufe Ihnen einen Fahrer meines Vertrauens.“ Aber wir ignorieren diesmal alle Warnungen. 

 Keine Menschenseele ist auf den Straßen zu sehen, als wir in einem unübersichtlichen und schwerbewachten Villenviertel die Orientierung verlieren. Wir sprechen einen Wachposten an. Ohne zu antworten pfeift der Uniformierte zwei Kollegen herbei, und wir schauen verdattert in drei Laufmündungen. In barschem Ton fordern sie uns auf, die Straßenseite zu wechseln. Wir gehorchen sofort und rennen fast, bis wir auf spielende Kinder treffen, die uns die Richtung zeigen. 

Ein paar Minuten später stehen wir endlich vor dem berühmten Gotteshaus. Wir sind  die einzigen Besucher, denn  die Kirche ist geschlossen. Als uns eine Horde aggressiv bettelnder Jugendlicher bedrängt, suchen wir schleunigst das Weite. Ohne fremde Hilfe finden wir den berühmten Meteoritenbrunnen und auch die legendäre Prachtstraße Independence Avenue, die bis 1990 Kaiserstraße hieß, erreichen wir ohne erzählenswerte Vorkommnisse. 

Abends treffen wir auf unsere Mitreisenden. Sie schwärmen von Museen und Käsekuchen.

Es ist Sonntag, und in der Stadt herrscht Friedhofsruhe. Wir defilieren gemächlich an dekorativen Schaufenstern entlang, als sich drei schwarze Luxus-Limousinen in rasendem Tempo nähern und mit quietschenden Reifen in eine Nebenstraße schleudern. Polizistinnen blöken in Funkgeräte, und während wir uns noch erschreckt die Augen reiben, erscheint der Konvoi erneut. Dreimal wiederholt sich der Horror. Eine „Polizistin“ klärt uns auf: Ein deutsches Filmteam drehe vom Dach des Hochhauses einen Werbespot. Als wir ihr vom Erlebnis im Villenviertel erzählen, erfahren wir, daß wir am Sitz des Staatspräsidenten standen.

Die Neugier auf weitere Abenteuer ist uns vergangen. Wir erinnern uns an das berühmte Restaurant Gathmann gegenüber dem alten Zoo. Nach hervorragendem Menü und exzellentem südafrikanischem Wein kehrt unsere Gelassenheit zurück. 

Am Abend treffen wir auf unsere Mitreisenden. Sie schwärmen von Stadtrundfahrt, Museumsbesuchen und Käsekuchen in einem gemütlichen Café. Wie langweilig, denken wir und sind unerklärlich zufrieden.