© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/18 / 30. März 2018

Umwelt
Rettender Atomschlag
Tobias Albert

Ein Felsbrocken, groß wie ein Berg, rast auf die Erde zu. In der Atmosphäre wird er zum glühenden Feuerball und schlägt bei dann der mexikanischen Halbinsel Yucatán ein. Der Asteroid löst Schockwellen, Tsunamis und Erdbeben aus. Es wird so viel Asche in die Luft geschleudert, daß sich der Himmel jahrelang verdunkelt. So ereignete sich wohl vor 65 Millionen Jahren der Untergang der Dinosaurier. Daß ein solcher Asteroid auch die Herrschaft der Menschen über die Erde beenden könnte, zeigte sich 2013, als ein 20 Meter großer Asteroid nahe des südrussischem Tscheljabinsk verglühte. Die Druckwelle beschädigte Tausende Gebäude und verletzte über 1.000 Menschen. Daß auch kilometerdicke Asteroiden keine Seltenheit sind, beunruhigt daher die Wissenschaft.

Russische Forscher entwickeln Laserkanonen gegen potentiell gefährliche Mega-Asteroiden

Forscher der russischen Rosatom und des Moskauer Physikinstituts MIPT bauen nun nach dem Vorbild des Tscheljabinsk-Asteroiden Miniatur-Felsbrocken nach, die sie mit Laserstrahlen beschießen, um so die Explosion einer Kernwaffe auf der Asteroiden­oberfläche zu simulieren. Was zunächst an den Film „Armageddon“ mit Bruce Willis erinnert, scheint erfolgversprechend zu sein: Eine Waffe mit drei Megatonnen Sprengkraft sei ausreichend, um einen nicht-metallischen Asteroiden mit 200 Metern Durchmesser auszuschalten. Verglichen mit den über 50 Megatonnen Sprengkraft der 1961 getesteten Zar-Wasserstoffbombe (AN602, entwickelt von Andrej Sacharow) ist das quasi ein Tischfeuerwerk. Doch auch die abgesplitterten Asteroidfragmente stellen eine Gefahr dar. Daher wird daran geforscht, wie sich Asteroiden durch Kernexplosionen ablenken statt zerstören lassen. Zur Erforschung dieser vielleicht einmal existentiellen Technologie hofft MIPT-Professor Wladimir Jufa künftig auf mehr internationale Zusammenarbeit.