© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/18 / 30. März 2018

„Datenskandal“ bei Facebook
Heuchlerische Aufregung
Gil Barkei

Die Aufregung um ein „Datenleck“ bei Facebook, das Cambridge Analytica ausgenutzt hat, ist heuchlerisch. Daß das soziale Netzwerk einen Datenkraken darstellt, ist sowenig neu wie personalisierte Werbung, die die britische Datenanalysefirma nicht unwidersprochen digital perfektioniert haben will. Allzugern betrieben auch deutsche Politiker Wahlkampf über die neuen Kanäle und konnten nach der erfolgreichen Online-Kampagne Obamas 2008 gar nicht genug von „digitaler Demokratie“ bekommen. Wo waren die Empörungsartikel und Konzernzerschlagungsphantasien nach dem millionenfachen Datenklau bei Sony oder Yahoo? Wäre Hillary Clinton mit den Methoden Präsidentin geworden, würde die Presse angeblich bahnbrechende Wege der Wähleransprache diskutieren, und die Parteien würden ihre Social-Media-Manager auf Fortbildung in die USA schicken. 

Doch mit Trump hat die „falsche“ Seite gesiegt. Nach „Hatespeech“ und „Fake News“ erfolgt der Kampf um alternative Medien nun auf dem somit mißbrauchten, wichtigen Gebiet des Datenschutzes. Mitgetragen ausgerechnet von hiesigen Medienhäusern, die neidisch auf Facebook blicken, selbst Daten(sammel)allianzen bilden und seit Monaten gegen eine EU-Datenschutzverschärfung lobbyieren. Ziel ist es, einen Reichweitenmultiplikator in die Torwächter-Formen des Establishments zu pressen. Ein Gelingen wäre der wahre Untergang Facebooks.