© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/18 / 23. März 2018

Umwelt
Weibliche Anliegen
Volker Kempf

In den 25 Jahren ihrer Existenz hat es die Tierschutzpartei zu einem Sitz im EU-Parlament gebracht. Bei Bundes- und Landtagswahlen reichte die Überwindung der 0,5- bzw. Ein-Prozent-Hürde für die Wahlkampfkostenerstattung. In Bayern trat die Partei Mensch Umwelt Tierschutz, so der vollständige Name, noch nicht bei Land- und Bezirkstagswahlen an. Das soll sich im Oktober ändern – vorausgesetzt, es kommen genug Unterstützungsunterschriften zusammen. Die Tierschutzpartei ist die Konsequenz aus dem Anwachsen der Tierschutzbewegung und der Unzufriedenheit mit den Grünen. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) blieb außerhalb Bayerns eher ein Randphänomen. Aber auch die Tierschutzpartei erntet Kritik: sie würde einen Bogen um die Schächtproblematik machen, kritisieren manche Tierschützer. Daher könne man gleich die Grünen oder aber die schächtkritische AfD wählen. Die 2013 gegründete Tierschutzallianz wirft der Tierschutzpartei hingegen mangelnde Abgrenzung vom „rechten Spektrum“ vor.

Bei der Landtagswahl in Bayern wird die Tierschutzpartei wohl chancenlos bleiben.

Der Frauenanteil liegt bei der Tierschutzpartei bei rekordverdächtigen 68 Prozent. Bei den Grünen sind es knapp 39 Prozent, bei der ÖDP 43 Prozent. Bei der AfD, die vor allem die „harten“ Themen wie Euro oder Zuwanderung angeht, sind es lediglich 16 Prozent. Tierschutz ist – wie etwa auch Vegetarismus – ein typisch weibliches Anliegen. Das sollte der AfD zu denken geben: Bei der Bundestagswahl kreuzten 16 Prozent der Männer, aber nur neun Prozent der Frauen die AfD an. Bei der Landtagswahl am 14. Oktober in Bayern wird die Tierschutzpartei chancenlos bleiben, aber bei den Bezirkstagswahlen könnte schon hier und da ein Sitz errungen werden. Die ÖDP verfügt bereits über sechs Bezirkstagsmandate, die Grünen über 18. Das Feld könnte für tierschutzaffine Wähler also enger werden, aber Frauen sind auch gern wählerisch.