© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/18 / 23. März 2018

Grüße aus Taipeh
„This is a free country“
Christian Dorn

Der Zutritt zum Volkskongreß der VR China, melden deutsche Medien aufgeregt, verlange die Bestätigung durch einen Gesichtsscanner. Dieselbe Prozedur erwartet mich am Flughafen Taipei – doch trete ich hier in die Freiheit.

 Folgerichtig lautet der allgegenwärtige Spruch des Mitarbeiters vom Außenministerium Taiwans, der die Reisegruppe von Journalisten aus aller Welt begleitet: „This is a free country!“ Der Kommentar mausert sich mit der Zeit zum Running Gag, der augenblicklich in Anschlag gebracht wird, wenn eine inkommensurable Kommunikaktion zu überbrücken ist. 

Dabei erscheint die Republik China – gemessen an ökonomischen, zivilisatorischen, demokratischen und klimatischen Parametern – eigentlich als paradiesisches Eiland: Kein Land so kleiner Fläche (ein Zehntel Deutschlands) vereint so viele Klimazonen, von schneebedeckten Gipfeln bis hin zu tropischen Korallenriffen. 

Beim Blick in die Taipei Times scheint die Idylle westlicher Zivilisation akut bedroht.

Tatsächlich ist das „Heart of Asia“, so der offizielle Slogan, der zweitsicherste Ort der Welt. Dies bestätigt Karel, tschechischer Werbefilmer, den ich in der britischen Bar „The Park“ treffe. So berichtet der Tscheche, wie er im Taxi sein iPhone vergessen hatte – der Fahrer fuhr so lange um den Block, bis er seinen Gast wiedererblickte, um ihm das Gerät zurückzugeben. Gleiches hätten auch seine Freunde erlebt.

Die Anziehungskraft Taiwans zeigt sich ebenso beim farbenprächtigen, facettenreichen Laternenfest, diesmal zelebriert in der Universitätsstadt Chiayi im Südwesten Taiwans. Unter unseren „Guides“, Studenten der angewandten Naturwissenschaften in hellblauen Kostümen, ist eine zierliche Nepalesin, die auf meine Frage, was denn Taiwan – im Unterschied zu ihrer Heimat – auszeichne, niedlich, geradezu anrührend antwortet: Daß es hier überall die Minimärkte „7 Eleven“ gebe. 

Indes scheint diese Idylle westlicher Zivilisation beim Blick in die Taipei Times akut bedroht, die täglich über die mehr oder weniger unverhohlenen Kriegsdrohungen Rot-Chinas berichtet. Auch unterhalb des Towers „Taipeh 101“, statisches Meisterwerk und einst höchstes Gebäude der Welt, treibt der kommunistische Mob Rot-Chinas sein Unwesen und attackiert Falun-Gong-Demonstranten – direkt neben der kongenialen embryonalen Skulptur des indigenen Künstlers Kang Mu-Xiang, gefertigt aus den Stahlseilen des Tower-Fahrstuhls, dem schnellsten Aufzug der Welt.