© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/18 / 23. März 2018

Streit um Äußerungen zu Abtreibung und Lebensschutz
Doppelstandards
Moritz Schwarz

Wenn Jens Spahn (CDU) der Bild am Sonntag sagt: „Mich wundern die Maßstäbe: Wenn es um das Leben von Tieren geht, da sind einige, die jetzt für Abtreibungen werben wollen, kompromißlos“, ist die Aufregung groß – dann „provoziert“ er, „greift an“ oder „spielt mal wieder die konservative Karte“, wie verschiedene Leitmedien schrieben. Wenn dagegen Journalisten, Politiker oder Abtreibungsbefürworter, Lebensschützern vorwerfen, sie kümmerten sich lieber um ungeborenes als um geborenes Leben (was oft gar nicht stimmt), bleibt jede Aufregung aus. Warum – schließlich folgen beide Vorwürfe dem gleichen Argumentationsmuster? 

Ein zweiter Blick in die Medien kann Klarheit schaffen. Dort ist etwa meist auf der einen Seite von „Tierschützern“ und „Frauenrechtlern“ die Rede, auf der anderen Seite aber von „sogenannten“ Lebensschützern, wenn die Eigenbezeichnung nicht gleich verweigert und von „Gegnern“ der Abtreibung geschrieben wird. 

Dieses Prinzip offenbart sich auch im Fall Eva Högl. Die SPD-Fraktionsvize im Bundestag hatte jüngst von „widerlichen“ Lebensschützern in der Union getwittert, sich aber nach Protest aus der CDU entschuldigt. Die Schlagzeilen jedoch konzentrierten sich nicht auf ihren Ausfall, sondern auf ihre Löschung des Tweets, Spiegel Online sprach gar von einem „Rückzieher“. Tja, wenn zwei das gleiche tun.