© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/18 / 16. März 2018

JF-Intern
Empörungszug
Bastian Behrens

Es dämmert, ein garstiger Ostwind peitscht über den Hohenzollerndamm. Der JF-Pressesprecher schlägt den Kragen hoch, zieht sich die Schiebermütze tiefer ins Gesicht. Es ist der frühe Freitagabend vergangener Woche. Nur noch schnell etwas ausdrucken und dann mit Freunden ein Bier trinken.

Doch er hat die Rechnung ohne Uwe Bettendorf gemacht. Der Wirtschaftsredakteur beim Südwestrundfunk (SWR) entdeckte bei einer Bahnfahrt einige JF-Aufklärungsbroschüren zur Asylkrise, die ein Unbekannter dem sonst wenig lesenswerten Bahn-Magazin DB Mobil beigelegt hatte. Das Motiv des Beilegers war vermutlich ehrenwert, die Handlung aber verboten. Redakteur Bettendorf schäumte vor Empörung, verständigte seine Redaktion. Der SWR berichtete im Internet, Radio und Fernsehen: „Flyer mit fremdenfeindlichen Parolen aufgetaucht!“

Die „Tagesschau“ sprang auf den Empörungszug, ganz Deutschland wurde nun über den „Skandal“ informiert. Der Feierabend hatte sich damit erledigt. Das Internet schüttelte sich vor Lachen über den SWR und die „Tagesschau“. Und der Pressesprecher konnte – mit einigen Stunden Verspätung – am Tresen eine verrückte Geschichte erzählen. So war das, am vergangenen Freitag in Berlin, ich bin dabeigewesen!