Auf Twitter tobt ein Krieg zwischen Bild-Chef Julian Reichelt und dem „Tagesschau“-Faktenfinder Patrick Gensing. Die Extremismusvorwürfe gehen nur so hin und her. Beide sammeln ihre Truppen. Hinter Gensing, der Sympathie für die Antifa, die Roten Flora und die linksextreme Band Feine Sahne Fischfilet (FSF) zeigt, versammeln sich zahlreiche Mainstream-Journalisten; hinter Reichelt einfache Twitter-User.

Ausgelöst hat das Gemetzel ein Retweet Reichelts. Der teilte einen Beitrag von „Dora“, die monierte, daß FSF Texte wie „Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck!“ trällert. Gensing hatte geschrieben: „FSF macht mal wieder so vieles richtig.“ Nicht etwa an den Texten erzürnte sich die Medien-Clique, sondern daran, daß „Dora“ angeblich ein rechtsextremer Account sei. Belegen konnte das niemand, wie sich Reichelt freute.

Unter einem Bild, das Antifas vor einer Barrikade zeigt, steht „Team Gensing“.

Der Bild-Mann beteilige sich „an der infamen Kampagne“ gegen Gensing, schrieb ein Ex-dpa-Redakteur. Dabei werde diese „von AfD-Anhängern, Nazis und Rußland-Trollen betrieben“. Antwort eines wenig prominenten Users: ein Bild, das Antifas vor einer brennenden Barrikade zeigt. Aufschrift: „Team Gensing“.

Aber es gibt Querfrontler. Wetterfrosch Jörg Kachelmann, ein „lebenslanger Linker“, sagte, „was mich am meisten abstößt“: „Daß ich, der den gegen Linke gerichteten Radikalenerlaß noch miterlebt habe, nun mit Linken und Antifas zu tun habe, die mit rechtsextremen Methoden Menschen denunzieren wollen, die angeblich falsch denken.“

Einer der schönen Höhepunkte des Stellungskrieges war Gensings Tweet, in dem er dem Bild-Chef „noch einen Lesetip zu FSF aus Ihrem Hause“ gab – einen Artikel aus Bild der Frau. Reichelts Konter: „Bild der Frau gehört zu Funke, lieber ‘Fakten’-Finder, nicht zu Springer. Ich hoffe, bei den anderen ‘Fakten’ sind Sie etwas genauer.“ Da hatte St.-Pauli-Fan Gensing ein schönes Eigentor erzielt.