© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/18 / 16. März 2018

Das Update ist bereit
Freies Geld: Auf dem Mises-Seminar der Nationalökonomen sind Bitcoin und freie Märkte große Themen
Mathias Pellack

Auf der Projektionsfläche erscheint: „Das Update ist bereit.“ Eigentlich eine nervige Windows-Meldung – doch sie paßt in einiger Hinsicht auch zum Bitcoin (JF 3/18). Denn die Kryptowährung erfüllt die wichtigste Bedingung, um das Geldsystem zu erneuern. Auf dem Seminar des libertären Ludwig-von-Mises-Instituts sagte Thorsten Polleit: „Der Bitcoin hat einen nichtmonetären Nutzen“, was laut der angewandten Geldtheorie eine Bedingung dafür sei, daß etwas zum allgemein anerkannten Tauschmittel werden könne. 

Der der Bayreuther Professor für Volkswirtschaftslehre sieht für diese oder eine weiterentwickelte Form die Möglichkeit, langfristig „Fiatgeld“ wie den Euro „abzuschaffen“. Dieser „nichtmonetäre Nutzen“ bestehe darin, daß es nur eine begrenzte Zahl von Bitcoin gebe. Diese könne man eindeutig identifizierbar alternieren, damit sei das sogenannte Regreßtheorem, nach von dem östereichischen Ökonomen Mises die wichtigste Bedingung dafür, daß etwas zu Geld werden könne, erfüllt.

Schulden können den Euro zusammenbrechen lassen

Mit Blick auf die Volatilität sagte Polleit: „So wie sich der Bitcoin gerade entwickelt, so wird sich der Wert des Euro entwickeln, sobald dieser zusammenbricht.“ Er bezog sich beispielhaft auf die rapiden Kursgewinne und anschließenden Verluste, die, sobald sie beim Euro einträten, seiner Meinung nach eine direkte Folge des ungedeckten Fiatgeldsystems seien. Der Bitcoin hatte im vergangenen Jahr um tausend Prozent zugelegt und in den letzten drei Monaten die Hälfte an Wert wieder eingebüßt.

Die Menge des Euro ist nicht begrenzt, im Gegenteil: jede Bank könne neue Euro „schöpfen“, indem sie Kredite ausgebe. Dadurch verschiebe sich die Vermögensverteilung nur, doch der Wohlstand werde nicht größer, weil „die Menge des Geldes keinen Unterschied macht für den Wohlstand einer Gesellschaft.“ Wohlstand wachse vielmehr durch Innovationen, die in einem freien Markt gedeihen, wie auch der Madrider Wirtschaftsprofessor Phillip Bagus in seinem Vortrag zum Bildungsmarkt anschaulich darstellte. So zeigten sich die privat finanzierten Schulsysteme afrikanischer Staaten effektiver als staatliche.

Auf eine Wortmeldungen eines jungen Mannes hin, der sich unschlüssig zeigte wie er seine finanzielle Zukunft absichern solle, antwortete Polleit: „Wenn Sie 100 Euro haben, legen Sie zehn Euro in Gold an und verteilen das restliche Geld in Anlagen produktiver Unternehmen, Aktien oder Fonds.“

Einer Anlage in Kryptowährungen steht er skeptisch gegenüber und riet vom Kauf des starken Schwankungen unterliegenden Digitalgeldes ab. Auch sei eine Ersetzung des Euro noch nicht absehbar. „Faktisch werden derzeit um die 300.000 Transaktionen pro Tag in Bitcoin weltweit durchgeführt. Aber allein in Deutschland werden im gleichen Zeitraum über sechs Milliarden Überweisungen getätigt.“ Das Netzwerk könne hinsichtlich der technischen Bedingungen schlicht noch nicht mit denen der Banken konkurrieren.

Die Vorträge des Mises-Seminars 2018:  youtube.com/