© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/18 / 09. März 2018

USA verhängen Strafzölle
Schuß ins Knie
Albrecht Rothacher

Mit den Strafzöllen von 25 Prozent auf US-Importe von Stahl und zehn Prozent auf Aluminium visiert Donald Trump eigentlich China an, das mit seiner Überproduktion für den internationalen Preisverfall verantwortlich ist. Dabei erwischt es auch deutsche Stahlhersteller mit einem USA-Geschäft von 1,7 Milliarden Euro. Das ist nicht nichts, doch noch keine Katastrophe. Eine größere Gefahr sind Handelsumleitungen von koreanischem, kanadischem und chinesischem Stahl auf den weitgehend offenen EU-Markt. Die illegale Importprotektion ist ein Schuß ins Knie der Trump-Wähler. Die Amerikaner haben ihre Stahlindustrie verrotten lassen – das wird sich nicht ändern. Jener Einfuhrschutz bringt also lediglich einen Preisauftrieb in der Wertschöpfungskette. Die US-Verbraucher zahlen die Zeche. 

Wie reagieren? Da die Kanzlerin keinen Draht zu Trump hat, dürften deutsche Automobilmarken bei EU-Gegenzöllen schnell in seine rachsüchtige Feuerlinie geraten. Dann droht tatsächlich ein teurer Handelskrieg. Taktisch klüger wäre es, die Rolle des Rächers zunächst den ebenfalls betroffenen Chinesen und Russen zu überlassen, deren Reflex zur gerechten Vergeltung stärker sein dürfte. Die EU ist gut beraten, zunächst einmal die Entscheidung des WTO-Schiedsgerichts abzuwarten, das den Europäern Handelskompensationen rechtlich sauber zuerkennen wird.