© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Befreiung aus der Spirale der Stigmatisierung
Legasthenie früh erkennen
(ck)

Jährlich scheitern fünf von hundert deutschen Abc-Schützen, 35.000 Schulanfänger, daran, kleine Unterschiede im Schriftbild wie bei „Biene und Beine“ zu erkennen. Das Handicap dieser Kinder heißt Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) oder Legasthenie. Zu 50 bis 70 Prozent ist dieses Defizit genetisch bedingt. Fällt es frühzeitig vor der Einschulung auf, können Förderprogramme vom dritten Lebensjahr an helfen, den Fehler zu beheben. Da er sich bei den meisten Kindern aber erst gegen Ende der zweiten Klasse zeigt, sind jährlich drei Milliarden Euro für die Therapie legasthener Kinder aufzuwenden. Kosten, die Forscher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften sowie vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig minimieren möchten (weiter.vorn. Das Fraunhofer-Magazin, 1/2018).  Sie haben Tests entwickelt, um bei Legasthenikern schwächer ausgeprägte Reaktionen in Nervenfaserverbindungen der Hirnrinde frühzeitig zu markieren. Die LRS-Marker sollen sich nun in einer unabhängigen Stichprobe bewähren. Um sicher sein zu können, welche Gene und EEG-Muster am aussagekräftigsten sind, werden die Marker bis 2021 an Probanden, 200 Kindergartenkindern, erprobt. Bewähren sie sich, könnten bald viele Patienten aus der „Spirale aus Frustration, Schulverweigerung, Stigmatisierung und sozialen Problemen“ befreit werden. 


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