© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Vergleichsweise milde
Die Verträge von Brest-Litowsk und Versailles im Kontrast

In Brest-Litwosk haben sich die Deutschen weitgehend an ihre Vorabsprachen mit den Russen gehalten. In Versailles waren die von den USA und Deutschland als verbindlich anerkannten Vorabsprachen null und nichtig.

In Brest-Litowsk haben Deutsche und Russen miteinander verhandelt. In Versailles waren die Deutschen nicht zu den Verhandlungen zugelassen.

In Brest-Litowsk haben die Besiegten die Verhandlungsagenda vorgeschlagen. In Versailles kamen die besiegten Deutschen erstmals nach Aushändigung des Vertragstextes zu Wort.

In Brest-Litowsk gab es keine Annexionen der Siegermächte und keine Landabgaben mit mehrheitlich russischer Bevölkerung. In Versailles nahmen sich die Sieger Land mit mehrheitlich deutscher Bevölkerung: Westpreußen, Memelgebiet, Elsaß, große Teile Böhmens und Mährens und Südtirol.

In Brest-Litowsk verlangte Deutschland keine Reparationen. Nach Versailles mußte Deutschland Reparationen zahlen, deren konkrete Höhe erst danach (Konferenz von Boulogne im Juni 1920) mit ungeheuren 269 Milliarden Goldmark, zu zahlen in 42 Jahresraten, festgelegt wurde, was insgesamt etwa dem dreifachen Wert aller heute weltweit in Banken gelagerten Goldreserven entsprechen würde.

In Brest-Litowsk bekam Rußland seine Vorkriegs-Heeres- und Marinekräfte zugestanden. In Versailles hatte Deutschland sein Heer auf ein Achtel seiner Vorkriegs-Heeresstärke abzurüsten.

In Brest-Litowsk spielte die Schuld am Kriege keine Rolle. In Versailles wurde den besiegten Deutschen die Alleinschuld am Kriege zugeschoben.