© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/18 / 02. März 2018

Ländersache: Nordrhein-Westfalen
Max und Mohammed, diese beiden
Klaus Kelle

Waren das noch Zeiten, als die Hitliste der Namen neugeborener Kinder in Deutschland unangefochten von Christian und Maria angeführt wurden. Doch Deutschland verändert sich durch die massive Zuwanderung aus dem islamischen Kulturkreis.

Die AfD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag argwöhnte jetzt, daß in den Rathäusern des größten Bundeslandes bei den Statistiken getrickst werde, um zu verschleiern, wie weit der Vormarsch des Islam in Nordrhein-Westfalen bereits fortgeschritten ist. Es ist kein Geheimnis, daß Mohammed, der Name des Propheten, in vielen muslimischen Familien dem erstgeborenen Jungen verliehen wird. Wenn sich aber jetzt so viele Muslime in Deutschland insgesamt und besonders im Ruhrgebiet niedergelassen haben, warum ist das in den Statistiken der Behörden kaum erkennbar, fragt die rechtskonservative AfD und liefert die Antwort gleich mit: Weil es nämlich unterschiedliche Schreibweisen des Namens Mohammed gibt wie zum Beispiel auch Muhammad. Würde man diese Schreibweisen statistisch zusammenführen und zählen, hätte man wohl zumindest im Revier, wo traditionell ein starker Migrantenanteil in der Bevölkerung existiert, eine ähnliche Situation wie in London oder Brüssel. Vermutet jedenfalls die AfD. Denn in diesen internationalen Metropolen ist Mohammed der Name Nummer eins bei den neugeborenen Jungen.

Die Tageszeitung Die Welt ging der Sache vergangene Woche nach und klapperte Rathäuser in neun Großstädten ab, in denen viele Muslime leben. Und tatsächlich, wenn alle Schreibweisen Mohammeds einfach addiert werden, steht in Gelsenkirchen nicht Noah an der Spitze, sondern der Prophet, in Dortmund und Duisburg nicht mehr Ben, sondern Mohammed. In Herne wurde Milan überholt und in Essen zogen 71 Mohammeds an 58 Alexanders vorbei.

Eine Verschwörung also? Die Antwort ist trivialer. In vielen Behörden registrieren die Beamten einfach aus Bequemlichkeit dort nur die häufigsten 30 Namen für die Statistik und nicht jeden einzelnen Namen, der vielleicht nur drei- oder fünfmal vorkommen. Doch selbst wenn man alle Mohammed-Schreibweisen in der Aufstellung zusammenführe, liege in Düsseldorf dann Maximilian mit 140 zu 72 vor dem Prophetennamen, selbst in Köln gab es unter 500 Babys nur 78 Mohammeds, aber 107 Pauls, in Witten und Oberhausen führt Ben, in Herdecke Emil. 

Und dann könnte man die Zahlen auch noch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Selbst in den Städten, in denen Mohammed an der Spitze der Namenliste Neugeborener steht, ist es dennoch nur eine kleine Minderheit. Von 2.700 neugeborenen Babys in Dortmund waren es ganze 69, die dort für Platz eins reichten, in Oberhausen 32 von 1.600 und in Herne 28 von 750.

Das sind jeweils zwischen zwei und vier Prozent insgesamt. Und es gibt sogar noch eine weitere Sichtweise, denn auch deutsche Vornamen, die den gleichen Wortstamm haben, werden natürlich getrennt erfaßt. So fanden die Journalisten der Zeitung heraus, daß sich in Bochum Mohammed und Leon mit jeweils 16 Nennungen den Spitzenplatz in der Statistik teilen. Würden aber die Varianten Leo und Leonhard zu Leon dazugeschlagen, kämen sie auf 32 Nennungen.