© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Umwelt
Überleben ist alles
Volker Kempf

Tiere des Jahres gibt es aus zahlreichen Sparten. Dieses Jahr sollte einmal das Augenmerk dem Reich der Insekten gelten, nachdem sie letztes Jahr – durch Abwesenheit (JF 44/17) – so viel von sich reden machten. Zwar machten sich Langzeitstudien zum „Insektensterben“ rar, obwohl diese Tiere doch so wichtig für die Ökosysteme sind. Viel geforscht wird meist nur, wenn es Plagegeister sind, die die Landwirtschaft mit berechtigtem Interesse loswerden möchte. Das Insekt des Jahres 2018 ist ein kleiner Überlebenskünstler, die Skorpionsfliege. Panorpa communis hat langgezogene, dunkel gescheckte Flügel, eine Körperfärbung ähnlich einer Wespe, verfügt über einen auffälligen Schnabel als Mundwerkzeug und lange schwungvolle Fühler. Die Körperform ähnelt der eines Skorpions – im Kleinformat von bis zu 18 Millimetern. Augenfällig ist der Skorpionsstachel, welcher aber nur ein Geschlechtsteil ist.

Die Skorpionsfliege ist ein Allesfresser, sogar aus Spinnennetzen kann sie sich bedienen.

Das komplizierte Paarungsverhalten hat der Arterhaltung aber bisher nicht geschadet. Diese Fliegenart ist ein Allesfresser von Obst bis Kot, aber auch aus Spinnennetzen kann sie sich bedienen. Wer sich vielfältig ernährt, dürfte auch vor den Tücken einer einzelnen Nahrungsquelle gewappnet sein. Als vom Aussterben bedroht gilt das Tier nicht. In unseren Breiten vorkommend, kann dieses Insekt im Blätterwald eines Gartens bei genauem Hinsehen durchaus erspäht werden. Das Insekt des Jahres wird seit 1999 ausgerufen. Die Idee stammte von dem Zoologieprofessor Holger Dathe, seinerzeit Leiter des Deutschen Entomologischen Instituts in Müncheberg bei Berlin. Ein Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen angehören, wählt jedes Jahr aus verschiedenen Vorschlägen ein Insekt aus.