© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Ein Brite führt deutsche Journalisten vor
„The Rebel Media“: Ein Video über eine Demonstration gegen die Asylpolitik in Cottbus avanciert zum Klick-Hit
Markus Seidel

Mit einem Schlag sind der englische Journalist Tommy Robinson und sein Kanal „The Rebel Media“ in Deutschland bekannt geworden. Der publizistische Aktivist, der bürgerlich Stephen Christopher Lennon heißt, berichtete von der Demonstration gegen Gewalt von Flüchtlingen in Cottbus. Zunächst erzählten ihm Frauen und Männer davon, wie sehr sich die Situation in Deutschland verändert habe und wie groß ihre Angst vor Vergewaltigungen und Schlägereien sei. 

So weit, so wenig überraschend – schließlich gingen diese Menschen genau dagegen auf die Straße. Ein Scoop gelang dem 35jährigen dagegen mit seinen Interviews anderer Berichterstatter. Der Gründer und frühere Vorsitzende der English Defence League (EDL) begann seine Gespräche mit Reportern von ARD, ZDF, Deutscher Welle und RTL meist mit der Frage: „Sind Sie von den Mainstream-Medien?“ 

Erstaunlicherweise bejahten das fast alle. Dann fragte er die Kollegen, was sie über die Demonstranten vermelden werden. Fast einhellige Antwort: „Rechtsaußen“. Robinson zeigte dann auf eine Teilnehmerin und fragte eine Journalistin: „Was ist mit dieser Frau? Ist die rechtsradikal?“ Antwort: „Nein, die ist normal.“ So ging er mehrere Demonstrantinnen durch. Als die Reporter merkten, daß Robinson ihre Haltung kritisch sieht, brachen alle das Interview ab, einige hielten die Kamera zu.

Höhepunkt: Als der englische Aktivist eine Fernsehjournalistin wegen ihrer Meinung als „Faschistin“ bezeichnete, ging diese los, um die Polizei zu holen, kam allerdings ohne Beamte zurück. Das knapp neunminütige Video ist unter den Cottbusser Demonstranten sowie Pegida- und AfD-Anhängern inzwischen zum Hit avanciert. Viele freuen sich in den Kommentaren darunter, wie Reporter der öffentlich-rechtlichen Anstalten als „Meinungsmacher“ demaskiert würden. Robinson ist indes in Großbritannien kein Unbekannter. Er sucht die Auseinandersetzung mit politischen Gegnern. Zahlreiche, ähnlich konfrontative Interviews begeistern auf „The Rebel Media“ seine Fans. Vor viereinhalb Jahren hatte Robinson die von ihm gegründete islamkritische EDL verlassen und sich bei den Moslems für seine verallgemeinernde Kritik entschuldigt. Er wolle den Islamismus mit demokratischen Mitteln bekämpfen.