© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Die Regierung Merkel verhängt den Notstand
Krimi: Ein zweiteiliger Politthriller aus rechter Perspektive erweist sich am Ende als Propagandastück
Matthias Bath

Bei dem vom Verlag als Krimi beworbenen Romanzweiteiler handelt es sich eher um einen Politthriller, der sich im zweiten Band zur literarischen Vision eines Volksaufstandes gegen die Überfremdung Deutschlands, aber auch gegen das politische System insgesamt wandelt.

Die Handlung beginnt in Hannover Ende Januar 2016 wenige Wochen nach den Ereignissen der Silvesternacht 2015/16. Eine junge Bäckereifachverkäuferin wird auf ihrem frühmorgendlichen Weg zur Arbeit von drei tunesischen Asylanten überfallen und zu Tode vergewaltigt. Das Opfer hatte einen heimlichen Verehrer, einen zwanzig Jahre älteren Mann, der noch bei seiner Mutter lebt und sich wochenlang nicht traute, seiner Liebe näherzukommen. Als er von ihrem Tod und der vermutlichen Täterschaft durch Ausländer erfährt, beschließt er, nicht gerade typisch für einen Mann dieses Schlages, die junge Frau zu rächen, indem er möglichst viele Zuwanderer umbringt. Er besorgt sich illegal ein Scharfschützengewehr und hat schon bald die ersten auf dem Gewissen.

Die Mordermittler der Kripo Hannover, Bäcker und Schmied, ermitteln zunächst im Fall der ermordeten Frau, werden dann aber sehr schnell in die Sonderkommission des LKA Nieder-sachsen zu den Taten des unter dem Namen „Partisan“ auftretenden ausländerfeindlichen Attentäters eingegliedert.

Überall im Land bilden sich Bürgerwehren

Anschaulich schildert der Autor die Typologien rot-grüner Staatsfunktionäre und den Typus angepaßter Karrieristen in Leitungsfunktionen. Ebenso gekonnt beschreibt er auch die Frustration der Ermittler, die versuchen, Täter aufzuspüren und an Recht und Gesetz festhalten, obwohl sie ahnen, daß der Staat vor dem Zusammenbruch steht. Die Situation verschärft sich noch, als auch Schmieds siebzehnjährige Tochter von Arabern überfallen wird.

Nach einem islamistischen Bombenattentat auf eine Sporthalle in Hannover mit 392 Todesopfern gerät die Situation vollends außer Kontrolle, und das Land beginnt in einer Orgie von Blut und Gewalt zu versinken. Die Regierung Merkel verhängt den Notstand. Kritiker der Zuwanderungspolitik wie die Führung der AfD, aber auch Bäckers  Bruder und sein Sohn Johann verschwinden als Volksverhetzer in geheimen Internierungslagern. Am Ende des ersten Bandes werden regierungsfeindliche Demonstranten vor dem Kanzleramt mit Schüssen auseinandergetrieben. Überall im Lande bilden sich nun aus Freiwilligen Feuerwehren und Schützenvereinen örtliche Bürgerwehren. 

Johann wird mit anderen Internierten von einer solchen Bürgerwehr aus einem Internierungslager in der Nähe der Gedenkstätte Bergen-Belsen befreit und schließt sich mit seinen Befreiern den Bürgerwehren im sächsischen Erzgebirge an. Dort ist ein Aufstand einer „Freien Sächsischen Armee“ (FSA) unter Führung ehemaliger NVA-Offiziere ausgebrochen, der sich schnell zum Kampf gegen das bundesdeutsche System schlechthin ausweitet.

Dieser zweite Teil des Romans vermag den Spannungsbogen des Politthrillers nicht aufrechtzuerhalten. Hinzu kommen sprachliche Unebenheiten und Widersprüchlichkeiten. So lautet der von Johann entworfene Slogan der Aufstandsbewegung nicht etwa „Freiheit oder Tod“, sondern „Tod oder Freiheit“. Das Ziel der Aufständischen dürfte aber auch aus deren eigener Sicht wohl kaum der Tod sein. 

Die Handlung beschränkt sich jetzt im wesentlichen auf die Beschreibung von Gefechten und Scharmützeln der FSA mit einer Eingreiftruppe der EU und ausländischen Söldnern, nachdem sich die Bundeswehr weitgehend aufgelöst hat. Vieles erinnert dabei an die Konzepte aus Georgios Grivas’ legendärem Werk „Partisanenkrieg heute“  von 1964.

Die Ereignisse außerhalb des Erzgebirges finden nur in Form von Berichten bei den Lagebesprechungen des Bundeskanzleramtes Erwähnung, etwa wenn es heißt, der sächsische Ministerpräsident sei von einem Sonderkommando der FSA aus seinem Wohnhaus entführt worden. Gegen Ende des Romans tritt der Ministerpräsident den Aufständischen, die soeben die Staatskanzlei in Dresden besetzt haben, aber entgegen und erklärt seinen Rücktritt. Hier macht sich ein fehlendes Lektorat schmerzlich bemerkbar. Die Vision des Volksaufstandes und damit der Roman enden offen. Im Moment des vermeintlichen Sieges erscheinen amerikanische Hubschrauber über der Elbe. Der Kampf geht also weiter und wird nach Ansicht des vermutlich pseudonymen Autors Rob Salzig erst enden, „wenn der letzte ausländische Soldat aus Deutschland verschwunden ist!“ 

So endet der anfangs spannende Thriller als vergleichsweise plattes Propagandastück.

Rob Salzig: Systemfehler – I. Das Chaos, broschiert, 296 Seiten,  II. Der Aufstand, broschiert, 288 Seiten, Verlag Antaios, Schnellroda, Einzelpreis 14 Euro, beide Bände zusammen 22 Euro