© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Dorn im Auge
Christian Dorn

Etwas Besseres als diese „intellektuellen Schmarotzer“ findet sich allemal. Eine wohlwollendere Bezeichnung für Selbstdarsteller à la Deniz Yücel will dem scharfsinnigen kurdischen Kulturmacher nicht in den Sinn kommen, als ich ihn vor dem Café treffe. Dabei ist ihm Yücels berüchtigte taz-Kolumne „Geburtenschwund: Super, Deutschland schafft sich ab!“ und dessen Schmähschrift gegen Thilo Sarrazin gar nicht bekannt. In dem satirischen Text hatte Yücel in volksverhetzender Weise frohlockt, „der baldige Abgang der Deutschen“ sei „Völkersterben von seiner schönsten Seite“. Entsprechend schloß er damit, Deutschland „in einen Rübenacker zu verwandeln.“ Denn: „Etwas Besseres als Deutschland findet sich allemal.“ Über diese Vertreter der multikulturellen Schickeria schüttelt mein Gesprächspartner nur den Kopf: Statt ihr Gastland zu kritisieren, was nicht ihre Aufgabe sei, sollten sie die anatolische Jugend in Deutschland aufklären und dafür sorgen, daß die hier ankommt. „Da aber interessiert sich keiner für die, deren Mann heißt Erdogan.“


Auch die FAS-Lektüre beweist: Etwas Besseres als Yücels Schicksal findet sich allemal, für das es sich einzusetzen lohnt. So weist der Ex-Chef-Volkswirt der Deutschen Bank Thomas Mayer in seiner jüngsten Kolumne „Freiheit für Andreas Georgiou!“ auf die Verfolgung des ehemaligen griechischen Chefstatistikers hin, der in der Statistikbehörde Elstat die bislang gefälschten Zahlen korrigierte und das wahre Budgetdefizit des Jahres 2009 veröffentlichte, das von Eurostat bestätigt wurde. Hierfür wurde er in Griechenland zu einer Haftstrafe verurteilt, außerdem läuft ein weiteres Verfahren gegen ihn wegen „übler Nachrede“ – im Zeitalter der Fake News eine wirklich treffliche Formulierung für eine unangenehme Wahrheit. Da sich Georgiou mit seinem Mut zur Wahrheit „um Europa verdient gemacht“ habe, hat Mayer dem Auswärtigen Amt vorgeschlagen, dem Angeklagten einen deutschen Verdienstorden zu verleihen. Wer dem zustimme, solle dies in einem formlosen Schreiben an das Auswärtige Amt unterstützen (E-Mail: buergerservice@diplo.de ). Diesen Aufruf möchte ich hier gern unterstützen, nicht zuletzt in Dankbarkeit an eine Diskussion in der säkularisierten „Auferstehungskirche“ in Berlin-Friedrichshain, die in eine Klimakirche („Umweltforum“) umgewidmet wurde. Als Nicht-Ökonom hatte ich den Euro als „Währungssozialismus“ bezeichnet, weshalb mein Gegenüber meinen Verstand anzweifelte, woraufhin Mayer meiner Diagnose zustimmte – und meine Argumentation rettete.