© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Muttis treuer Helfer er war
Peter Möller

Peter Tauber ist mit sich im reinen. Am Montag teilte der Generalsekretär der CDU den Führungsgremien seiner Partei mit, daß er sich von seinem Amt zurückziehen werde. Zeitgleich erläuterte er unter der Überschrift „Es war mit eine Ehre“ in seinem Blog „Schwarzer Peter“ seine Beweggründe und zog Bilanz. Daß der 43 Jahre alte Tauber hierfür das Internet wählte, ist kein Zufall. CDU-Chefin Angela Merkel hatte den jungen hessischen Bundestagsabgeordneten Ende 2013 nicht zuletzt ins Konrad-Adenauer-Haus geholt, weil sie der Partei so ein jüngeres und moderneres Gesicht geben wollte. Tauber hatte bis zu diesem Zeitpunkt öffentlich vor allem durch seine Begeisterung für die Filmreihe „Star Wars“ und hessische Fleischwurst von sich reden gemacht. Über Twitter ließ er daran alle Welt ebenso teilhaben wie an seinen regelmäßigen morgendlichen Laufergebnissen.

Als Generalsekretär enttäuschte Tauber Merkels Erwartungen nicht, er gab schnell die Devise aus, die Union müsse „jünger, weiblicher und bunter werden“. Denn seiner Ansicht nach ist die Partei zu alt, zu männlich und zuwenig multikulturell. „Will die CDU Volkspartei bleiben, dann braucht es eine Erneuerung an Haupt und Gliedern“, heißt es dazu in seinem Blog-Beitrag. Dabei galt Tauber, der aus dem für CDU-Verhältnisse lange Zeit deutlich rechts ausgerichteten hessischen Landesverband stammt, vielen in der Partei ursprünglich als konservative Nachwuchshoffnung. Doch in seiner Amtszeit, die er in seinem Blog nun als erfolgreiche „geile Zeit“ verklärt, stand er stets treu an der Seite Merkels und trug die von ihr als Modernisierung verkaufte zunehmende inhaltliche Entkernung der Union widerspruchslos mit. Noch am Montag schrieb er: „Und ich bin überzeugt: Es ist ein Segen für Deutschland, diese Frau an der Spitze unserer Regierung zu wissen.“

Taubers Begeisterung über seine Amtszeit teilen längst nicht alle in der CDU. Vielmehr wird darauf verwiesen, daß er als Generalsekretär mitverantwortlich für den von manchen als inhaltsleer kritisierten Wahlkampf und das historisch schlechte Abschneiden der Partei bei der Bundestagswahl ist. In Berlin gilt es daher als sehr wahrscheinlich, daß Merkel ihren „General“, der aufgrund einer Darmerkrankung seit einigen Wochen nicht im Dienst ist, in seinem Entschluß zum Rückzug mehr als nur bestärkt hat. Die Auswechslung des Parteimanagers kann als Versuch Merkels gewertet werden, jeden Ansatz einer Diskussion über ihre künftige Rolle in der Partei im Ansatz zu ersticken. Dazu paßt, daß mit der designierten Nachfolgerin Taubers, der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, eine Politikerin nach Berlin geholt wird, der zugetraut wird, Merkel zu beerben – sowohl in ihren Ämtern als auch inhaltlich.

Derweil wird über die Zukunftsaussichten Taubers spekuliert. Der internetaffine Politiker hat nie einen Hehl daraus gemacht, daß er gerne als erster „Digital-Minister“ in die Geschichte eingegangen wäre. Doch daraus wird nichts werden. Dem Vernehmen nach könnte Tauber mit etwas Glück aber mit einem Posten als Staatssekretär entschädigt werden.