© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Tobias Hans ist das letzte Aufgebot der CDU für das Amt des Regierungschefs an der Saar
Der Sohnemann
Christian Schreiber

Erfahrene Journalisten im Saarland erzählen in diesen Tagen, daß Tobias Hans am meisten davon überrascht gewesen sei, in der zweiten Märzwoche zum neuen Ministerpräsidenten gewählt zu werden. Vor wenigen Tagen ist der CDU-Politiker vierzig Jahre alt geworden. Der Wehrdienstverweigerer machte 1997 sein Abitur und versuchte sich dann acht Jahre lang als Student für Wirtschaftsinformatik, Informationswissenschaft und Anglistik. Nebenbei jobbte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, einen Abschluß erreichte er aber nie. Das war auch nicht nötig, denn die Wege Richtung Politik waren schon früh geebnet.

Sein Vater Peter war ein politisches Alphatier und einer der Wegbereiter des CDU-Wahlerfolgs von 1999, als Spitzenkandidat Peter Müller sensationell die absolute Mehrheit erreichte und die 14jährige Alleinherrschaft der SPD an der Saar beendete. Der Studiendirektor führte fortan die Fraktion und fungierte als parlamentarischer Ausputzer Müllers. Obwohl über Jahre von einem schweren Krebsleiden gezeichnet, waltete er seines Amtes mit einer Disziplin, die auch politischen Gegnern Respekt abnötigte. Kurz vor seinem Tod 2007 soll er seinen Parteifreunden das Versprechen abgenommen haben, sich um Sohn Tobias zu kümmern. Der wurde im politischen Betrieb lange belächelt, sein Parlaments­einzug 2009 galt als Ehrerweisung an den verstorbenen Vater.

Dennoch stieg Hans junior schnell auf, wurde Parlamentarischer Geschäftsführer. An einer Kandidatur zum Landrat im Kreis seiner Vaterstadt Neuenkirchen verbrannte er sich 2015 allerdings die Finger, verlor gegen einen ebenfalls ziemlich unbekannten SPD-Kandidaten. Doch seiner Karriere tat dies keinen Abbruch. 2015 wurde er anstelle Klaus Meisers zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Meiser, bis vor zwei Wochen Landtagspräsident, und Innenminister Klaus Bouillon galten als natürliche Nachfolgekandidaten von Ministerpräsident Annegret Kramp-Karrenbauer, deren Wechsel nach Berlin sich seit Monaten abzeichnete. Doch eine Finanz-Affäre beim Landessportverband, dem Meiser vorsteht und der von Bouillon kontrolliert werden soll, kostete ersteren das Amt und letzteren die Chance, auf seine alten Tage Ministerpräsident zu werden. 

Am Ende blieb nur Hans übrig. Doch der immer noch bubenhaft wirkende Ausdauer-Sportler ist selbst im kleinen Saarland weitgehend unbekannt geblieben. Und so ist es wenig überraschend, wenn Parteigranden weniger politische Inhalte als seine ausgeprägte Loyalität loben. Während der Landespressekonferenz am Montag, als seine Kandidatur öffentlich wurde, wäre ihm denn auch um ein Haar ein schwerer Lapsus unterlaufen. „Dienen“ wolle er „mit heißem Herzen“, erklärte Hans, um dann schnell hinzuzufügen: „dem Land!“ Doch war ihm anzusehen, wen er wohl tatsächlich gemeint hatte: die Partei.