© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/18 / 23. Februar 2018

Designierte CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer
Merkel 2.0
Hans-Herrmann Gockel

Sage noch einer, Angela Merkel sei nicht bereit, ihre Nachfolge zu regeln. Mit der neuen CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer (kurz: AKK) präsentiert die CDU-Vorsitzende eine Merkel 2.0 und bremst damit parteiinterne Kritiker aus. Die bisherige Ministerpräsidentin des Saarlandes ist zwar bundespolitisch ein unbeschriebenes Blatt. Doch bei genauerem Hinsehen eine nahezu perfekte Kopie der Kanzlerin: Wenig Ecken und Kanten, sozialpolitisch eher links und loyal gegenüber der Raute-Frau. Von AKK hat Merkel nichts zu befürchten.

„Ich sehe nicht, was wir anders machen sollten!“ Merkels fragwürdige Aussage am Tag nach der Bundestagswahl wird durch die Ernennung von AKK in Stein gemeißelt. Ein Generalsekretär Jens Spahn hätte nach der historischen Wahlschlappe eine Menge anders gemacht. Aber dafür ist die CDU nicht bereit. Wenn Merkel ihrer Linie treu bleibt, muß sie den CDU-Rebellen Jens Spahn nur noch ins Kabinett einbinden. Sonntag will sie die Namen ihrer Minister benennen. Dann hätte sie Spahn unter Kontrolle und die Aufmüpfigen in ihrer Partei gleichzeitig ruhiggestellt. Offen bliebe allein die Frage, wie viele Minuten Merkel diesmal auf dem CDU-Parteitag beklatscht wird. Beim letzten Mal waren es exakt 11 Minuten und 21 Sekunden.






Hans-Hermann Gockel war Nachrichtenmoderator bei Sat.1 und N24.