© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/18 / 16. Februar 2018

Frisch gepresst

Ernst von Salomon. In Frankreich und Italien, sogar in England, erscheinen noch Übersetzungen seiner Bücher in Neuausgaben – nicht so in Deutschland, wo Ernst von Salomon (1902–1972) mit dem „Fragebogen“ (1951) den ersten Bestsellererfolg der Nachkriegszeit erzielte. Sein Name fällt allenfalls noch im zeithistorischen Kontext des Attentats auf Reichsaußenminister Walther Rathenau, an dessen Ermordung er im Juni 1922 beteiligt war. 1928 aus dem Zuchthaus entlassen, kam der einstige Freikorpskämpfer und „Baltikumer“ gerade noch recht, um als Publizist, Landvolk-Aktivist und Verfasser autobiographischer Romane am Endkampf gegen das „System“ von Weimar mitzuwirken. Was ihm das NS-Regime, das er in der Inneren Emigration überstand, nicht dankte. In der Adenauer-Republik noch einmal als Propagandist des „dritten Wegs“ eines wiedervereinigten, neutralen Deutschlands kurzzeitig zu nur bescheidener politischer Prominenz gelangt, resignierte von Salomon  und zog sich in die niederelbische Mancha zurück, überzeugt davon, das Leben sei eine „Farce“. Nach mehreren Anläufen zur Biographie dieses Protagonisten des „soldatischen Nationalismus“ legt nun Gregor Fröhlich eine materialreiche Untersuchung vor, die er als „Psychogramm“ einer Generation verstanden wissen will, das alles jenseits der üblichen Alternativen „Apologetik oder Anklage“. (ob)

Gregor Fröhlich: Soldat ohne Befehl. Ernst von Salomon und der Soldatische Nationalismus. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2017, gebunden, 426 Seiten, 49,90 Euro





Islam in Deutschland. Der Kölner Emeritus Peter Brenner analysiert in der Werkreihe der Zeitschrift Tumult tiefgründig hiesige Verwerfungen nach 2015. Spätestens nach dieser Zäsur wurde aus dem Einwanderungsland mit – auch widerwillig – eine Leitkultur definierenden Autochthonen eine Migrationsgesellschaft, in der die „Menschen, die schon länger hier leben“ (A. Merkel), nur mehr partiell den Diskurs bestimmen. Die Religion spiele dabei für die „Menschen, die neu dazugekommen sind“, eine ungewohnt zentrale Rolle. Ihr Glaube als Beharrungskraft wird bei den Muslimen nicht nur eine Integration behindern, so prognostiziert der Literaturwissenschaftler, sondern mittelfristig dafür sorgen, daß „alte bundesdeutsche Moralapostel“ den neuen fremden Göttern Platz machen müssen. (bä)

Peter J. Brenner: Fremde Götter. Religion in der Migrationsgesellschaft. Manuscriptum Verlag, Waltrop 2017, broschiert, 195 Seiten, 18,90 Euro