© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/18 / 16. Februar 2018

Potsdamer Garnisonkirche: Wirre Ansichten zum Wiederaufbau
„Symbolbau der extremen Rechten“
(ob)

In der Potsdamer Garnisonkirche, deren Wiederaufbau im Oktober 2017 begonnen hat, „sind entsetzliche Dinge geschehen“, weiß der historisch dilettierende Architekturjournalist Matthias Grünzig (Blätter für deutsche und internationale Politik, 1/2018). Zum Beispiel sei in dem 1735 fertiggestellten, im April 1945 durch englische Bomber zerstörten Gotteshaus im 18. und 19. Jahrhundert schier unfaßbarerweise „während des Krieges für den Sieg gebetet“ worden. Auch habe man in diesem „Symbolbau der extremen Rechten“, denen der jede SED-Geschichtsklitterung locker ausstechende Grünzig auch Preußens Könige zurechnet, „Haß auf andere Völker“ und „Kampf bis zum letzten Blutstropfen“ gepredigt sowie nach 1918 „die Demokratie verteufelt“, „zu einem neuen Krieg aufgerufen“ und sogar „den Zweiten Weltkrieg psychologisch vorbereitet“. Und ein nur dem Eiferer Grünzig als „wichtiger Nazi-Theoretiker“ bekannter Werner Schütz habe in der Kirche schon 1937 den „totalen Krieg“ propagiert. Mit dem Wiederaufbau wolle man die Tradition dieses „politischen Symbolbaus ersten Ranges“ offenbar fortsetzen und „deutsche Verbrechen verharmlosen und relativieren“. Denn es fehle im Budget Geld für „qualifiziertes Fachpersonal“, das Besuchern eine „kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte“ der Kirche ermögliche. 


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