© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/18 / 16. Februar 2018

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weißmann

Achtundsechzig I: Am 17. Februar findet auf Initiative der Afrofeministinnen von Paris eine Sondervorstellung des Actionfilms „Black Panther“ statt. Es handelt sich um die Adaption eines Marvel-Comics, dessen erste Fassung Mitte der sechziger Jahre entstand und einen nichtweißen Superhelden präsentierte. Selbstverständlich konnte und sollte das nicht getrennt werden von der zeitgenössischen Bewegung des „black pride“, des „schwarzen Stolzes“, des „black nationalism“, des „schwarzen Nationalismus“, oder der „black supremacy“, der „schwarzen Überlegenheit“. Die Veranstalterinnen beschränken sich immerhin auf „schwarze Identität“, reservieren also die Hälfte der Plätze kostenlos für Jugendliche aus der Banlieue, lassen ansonsten nur Menschen mit „schwarzer Hautfarbe“ ein und planen im Anschluß eine Debatte mit zwei – selbstverständlich: schwarzen – Bloggern: einer bekennenden „Panafrikanistin“ und einem „Spezialisten der afroamerikanischen Geschichte“. – Für einen Augenblick, aber wirklich nur für einen Augenblick, blitzte der Gedanke auf, der Reichsbund für Männerrechte könnte zum Ausgleich den Klassiker „Birth of a Nation“ in Berlin zeigen, nur Menschen „weißer Hautfarbe“ zulassen, die Hälfte der Plätze für jugendliche Hartz-IV-Empfänger vorhalten und im Anschluß eine Debatte mit dem örtlichen Residenten des Ku-Klux-Klan und Eduard Limonow führen, Vorsitzender der Nationalbolschewistischen Partei Rußlands und Verfechter eines eurasischen Imperiums.

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Achtundsechzig II: Die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hat es für richtig befunden, auf zehn Seiten darzulegen, was die Wohlstandsrebellen eigentlich gewollt haben. Selbstverständlich kommt heraus, daß sie nur die besten Absichten hatten, allerdings gelegentlich etwas über die Stränge schlugen. Als typisch darf man einen Beitrag ansehen, der sich mit dem legendären Gespräch über die Realutopie des sozialistischen Freistaats West-Berlin im „Kursbuch“ vom Herbst 1967 befaßt. Das führte dessen Herausgeber Hans-Magnus Enzensberger mit drei Köpfen des SDS: Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und Christian Semler. Der Verfasser des Textes in der FAS, Claudius Seidl, gibt sich alle Mühe, das Ganze als unverbindliche Plauderei zu deuten, ihm sogar einen gewissen prognostischen Wert abzuluchsen, Enzensbergers Koketterie mit dem großen Kladderadatsch herauszuhalten (fast zeitgleich fiel dessen Äußerung: „Tatsächlich sind wir heute nicht dem Kommunismus konfrontiert, sondern der Revolution.“) und die ganz konkreten und in der Folge auch umgesetzten terroristischen Absichten als Biertischgerede zu präsentieren (Rabehl sprach von der Notwendigkeit, die „letzten Schritte zu tun, die Sprache der Gewalt zu sprechen“ und endlich „extrem vorzugehen“). Die Veteranen der Bewegung werden es mit Amüsement oder Genugtuung quittieren. Aber in der Kampfzeit hätte es für ein solches Verfahren unkritischer Aneignung nur eine Wertung gegeben: „affirmativer Sch …“.

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Der Economist hat wie in jedem Jahr seinen Demokratie-Index veröffentlicht. An der Spitze rangieren die Nordischen Länder, Luxemburg, die Schweiz, Australien, Neuseeland und Kanada (A +). Für Deutschland reicht es immerhin zur zweiten Kategorie (A-), und selbstverständlich findet man ganz am Ende der Skala Saudi-Arabien neben Nordkorea (E). Bedenklich stimmt allerdings, daß unter die „defekten“ Systeme neben Botswana auch Frankreich gerechnet wird.

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Apropos Remigration: 1960 gab es einen weißen Bevölkerungsanteil von mehr als 20 Prozent in Südafrika (21,6 Prozent), von mehr als zehn Prozent in Südwestafrika, später Namibia (11,76 Prozent), und Algerien (10,2 Prozent), von mehr als 5 Prozent in Süd-Rhodesien, später Zimbabwe (7,3 Prozent), von mehr als einem Prozent in Angola (3,5 Prozent), Nord-Rhodesien, später Sambia (3,1 Prozent), Swasiland (2,6 Prozent), Madagaskar (2,1 Prozent), Libyen (2,1 Prozent), Spanisch-Guinea, später Äquatorial-Guinea (2,1 Prozent), Betschuanaland, später Botswana (1,4 Prozent) und Senegal (1,3 Prozent). Im Jahr 2017 existiert in keinem afrikanischen Land mehr ein weißer Bevölkerungsanteil von mehr als zehn Prozent. Den höchsten Satz hat Südafrika, wo immerhin 8,37 Prozent verblieben. Es folgen Namibia mit 3,05 Prozent und Botswana mit 1,3 Prozent. In Angola, Senegal, Mosambik und Kenia gibt es noch winzige weiße Minoritäten, in Simbabwe ist der Anteil auf 0,18 Prozent der Bevölkerung geschrumpft, in Algerien, Libyen, Swasiland und den meisten übrigen dekolonisierten Staaten gibt es keine weiße Bevölkerung mehr.

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Am 31. Januar fand in London die Veranstaltung „Imams Online“ statt. Auf der Tagesordnung standen „Islamische Führerschaft in der Welt von morgen“, „Islamophobie und der Aufstieg der extremen Rechten“, gesponsert wurde das Ganze von Youtube und Google.


Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 2. März in der JF-Ausgabe 10/18.