© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/18 / 16. Februar 2018

Nikolai Nerling macht als „Der Volkslehrer“ von sich reden und wurde nun entlassen
Der Erweckte
Marc Zöllner

Früher war ich links“, beginnt Nikolai Nerling seine politische Biographie, „das galt als schick, da wurde geraucht und gefeiert.“ Das war, als er Deutsch und Biologie studierte, bevor der heute 37jährige Grundschullehrer in Berliner Multikulti-Bezirken wurde. „Heute“, so der gebürtige Lüneburger gegenüber der JF, „würde ich keinesfalls links wählen, weil ich aufgewacht bin, erkannt habe, daß die Realität ganz anders als von den Medien dargestellt funktioniert.“ 

Inzwischen macht der hagere Mann mit der felsenfesten Überzeugung im ganzen Land als „Der Volkslehrer“ Schlagzeilen. Denn so nennt er sich auf seinem Youtube-Kanal, auf dem er nach seinem Verständnis politische Aufklärung betreibt. Tatsächlich stellt der Niedersachse dort treffende und wichtige Fragen und analysiert Gesellschaft und Politik auf erhellende Weise. Besonders beeindruckt, wenn er sich ohne Furcht auch ins Getümmel stürzt, wie einige Videos zeigen. Etwa wenn er auf einer Antifa-Demo mit den Linksextremisten über Demokratie diskutiert oder während der Gedenkminute für „Geflüchtete“ auf dem Berliner Kirchentag im Sommer in die Stille hinein mit einem würdigen, aber lauten „Ich schweige nicht!“ – zum sichtbaren Verdruß der Minister und Kirchenführer – zum Nachdenken über „heuchlerische Betroffenheitsrituale“ anregen will. 16.000 feste Fans hat „Der Volkslehrer“ im Netz; seinen jüngsten Beitrag sahen dort bereits in der ersten Stunde über 2.000 Menschen. 

Manchmal schießt Nerling aber doch übers Ziel hinaus, so wenn er den Arabischen Frühling darauf reduziert, „gesteuert“ gewesen zu sein oder den 11. September 2001 für „inszeniert“ hält. Natürlich legt er damit für alle, die in ihm nichts als einen Verschwörungstheoretiker sehen wollen, den Ball auf den Elfmeterpunkt. Schlimmer aber ist der Vorwurf der Medien, er sei Antisemit. Auch wenn er sich den leichtfertig eingehandelt hat, als er während einer Friedensdemonstration den Spruch „Die Geschichte des Holocaust ist eine voller Lügen“ plakatiert hatte. „Ich leugne die Shoa nicht, fordere nur über alles offen reden und forschen zu dürfen“, verteidigt sich Nerling, der sich selbst als „Wahrheitsliebenden“ sieht. „Und auch mit Reichsbürgern habe ich, anders als die Medien behaupten, nichts zu tun. Im Gegenteil, ich verteidige die Grundrechte des Grundgesetzes.“

Gleichwohl hat seine Schule ihn einstweilig freigestellt. Kürzlich wurde zudem sein PayPal-Konto gesperrt, wo er Spenden für seine Arbeit sammelte, und nun auch noch sein Sparkassenkonto. Aufgeben, das will der unermüdliche Nerling dennoch nicht: „Vielleicht gründe ich einen Verein zur Förderung von Heimatgeschichte und deutschen Liedguts“, erklärt der Geschaßte. „Und ich widme mich weiter dem Entfernen gewaltverherrlichender Antifa-Aufkleber: „Die sind ja auch ‘Hate-Speech’!“