© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/18 / 09. Februar 2018

Matteo Salvini ist die schillernde Figur unter Italiens Rechten, die die Macht wollen.
Der Frontmann
Marco F. Hermann

Matteo Salvini ist ein Rüpel, ein Rassist, ein Trump-Freund und ein Populist! Kurz: alles, was Etablierte provoziert. Der 44jährige Mailänder führt die Lega Nord seit über vier Jahren durch den italienischen Politzirkus. Damals lag diese am Boden, als er ihren Gründer und „ewigen Vorsitzenden“ Umberto Bossi beerbte. Salvini kommt vom „sozialistischen“ Flügel der Partei, gibt sich in Hemd und Jeans volksnah und führte sie in Städten und Regionen zum Sieg.

Am 4. März soll bei der Parlamentswahl die Krönung folgen: Umfragen sehen die Lega bei 15 Prozent, Tendenz steigend. Salvinis Motto lautet: „Italiener zuerst!“ Er warnt vor einer „Invasion“ und verkündet: „Bleiben soll nur, wer arbeitet und die Kultur respektiert.“ Die Masseneinwanderung ist seit den Neunzigern ihr Thema und die Asylkrise hat der einst mittelständischen Partei neue Wähler, etwa Arbeiter, beschert. Salvini strotzt vor Selbstbewußtsein; auf Wahlplakaten, gestaltet ähnlich denen Trumps, prangt: „Salvini Premier!“

Größenwahn? Salvini kennt seine Chancen. Das rechte Lager ist angeschlagen, Berlusconi und seine Forza Italia gelten als verbraucht, holten sie früher dreißig, sind es heute 15 Prozent. Die neuen „Brüder Italiens“, eine rechte Abspaltung der Alleanza Nationale, veranschlagt mit fünf bis sechs Prozent, stehen der Lega näher als Berlusconi; und gegen den doppelt so alten „Cavaliere“ wirkt Salvini vital und erfrischend. Doch auf Stimmen aus dem Süden, auf die sich Berlusconi stützt, kann die norditalienische Lega nicht rechnen. So vereint ein Wahlpakt das bürgerliche Lager. Ausgeklammert aber ist die Frage nach dem Regierungschef.

Salvinis Beliebtheit rangiert indes weit vor der Berlusconis. Mit dem hat sich der Lega-Chef nie anfreunden können; gelten Zentristen, Wendehälse und Gerontokraten ihm doch als Teil der etablierten Kaste, die er verabscheut und aus der Politik werfen will. 

Als die Italiener 2016 die Verfassungsreform der Regierung in einem Referendum kippten, stürzte Premier Matteo Renzi gleich mit. Salvini, der „andere Matteo“, gehörte dabei zu den Einheizern gegen die Reform. Auch die erfolgreichen Autonomie-Abstimmungen 2017 in der Lombardei und Venetien waren Lega-Projekte. Salvinis Einfluß auf das innenpolitische Geschehen ist enorm, nicht selten aber destruktiv. Er verspricht eine bürgernahe Regierung, die Einwanderer abschiebt und Steuern senkt. Am Vorwurf der „verantwortungslosen Großmäuligkeit“ seiner Gegner mag etwas dran sein, doch im Vergleich zu den Diletantten der Fünf-Sterne und den korrupten Eliten von Berlusconi bis Renzi erscheint er als das kleinere Übel. Strategisches Geschick hat er bereits bewiesen, und die Lega verfügt über Funktionäre, die sich in regionaler Regierungsverantwortung bewährt haben. Schließlich: Der ehemalige Geschichtsstudent Salvini ist der einzige, der glaubwürdig für eine Begrenzung der Einwanderung steht.