© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/18 / 09. Februar 2018

Aufgeschnappt
Gezeichnete Norweger
Matthias Bäkermann

Ein signifikantes Olympiafieber ist vor den an diesem Wochenende beginnenden Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang außerhalb der Szene kaum zu spüren gewesen. Immerhin schaffte es die Ausstattung einer der großen Wintersportnationen in die Schlagzeilen. Als erstes problematisierte die New York Times Ende Januar den speziell für die Spiele entworfenen blau-grauen Pullover der norwegischen Mannschaft, der in traditionellem Design folkloristische Muster aufweist, in denen auch Runen aufgenommen wurden. Die britische Daily Mail machte gleich tags darauf ganz reißerisch einen „Nazi scandal“ daraus und doziert, warum die Man- und die Tyr-Runen sowohl „das offizielle Emblem der Führerschulen Adolf Hitlers“ waren, als auch von Neonazi-Bewegungen benutzt würden.

Norwegens Ski-Verband gab seinen Athleten jedenfalls die Empfehlung, in Korea statt des Pullovers „Athletic Vikings“ lieber das Alternativmodell „Passion“ ohne nordische Runensymbolik zu tragen. Hilde Midthjell, Chefin der Firma „Dale of Norway“, die seit 1956 die olympische Mannschaft einkleidet, zeigt sich jedoch wegen der Kampagne gegen das „überlieferte kulturelle Erbe“ irritiert: „Neonazis marschieren auch mit norwegischen Fahnen, sollen wir diese nun auch nicht mehr gebrauchen?“