© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/18 / 02. Februar 2018

Leserbriefe

Zu: „Abschied vom Volk“ von Nicolaus Fest, JF 5/18

Nicht nachvollziehbare Politik

Dieser ausgezeichnete Leitartikel beschreibt den Zustand der SPD sehr genau. Was mir aber hier, wie in vielen ähnlichen Artikeln, fehlt: Warum macht die SPD das? Der unkontrollierte Flüchtlingsstrom kann doch unmöglich im Interesse von SPD-Wählern sein. Die Flüchtlinge selbst sind ebenfalls (noch) keine potientiellen Wähler. Wieso holt man sich Massen von Sozialhilfeempfängern ins Land, mit der Konsequenz, daß die hierzulande Bedürftigen den ohnehin schon knappen Kuchen mit immer mehr teilen müssen? Ich verstehe es nicht. Was steckt da dahinter? Diese Frage hätte ich gerne mal näher beleuchtet.

Joachim Fahrner, Pfronten






Zur Karikatur: „Martin Schulz auf Kamikaze-Kurs“, JF 5/18

Die SPD schafft sich ab

Der Zeichner Ihrer Karikatur erfreut mich mit seinen Ideen immer wieder aufs neue. Nur der Zerstörer auf dem Bild ist  zu groß geraten; die SPD ist heute nur noch in der Größenordnung als „Minensuchboot“ einzuordnen. Mit welcher Arroganz und politischen Machtblindheit muß ein Führer einer einstigen Volkspartei eigentlich geschlagen sein, um diesen Wendekurs zu fahren. Damit zerbröselt sich diese Partei selbst; ausnahmsweise liegen die Jusos mit ihrer Aktion NoGroKo diesmal richtig. Mit einer GroKo führt Martin Schulz diese Partei bei der nächsten Wahl in die 10-Prozent-Bedeutungslosigkeit. Von den absurden Themen, die in den Verhandlungen mit der Union durchgesetzt werden sollen, kann man sich nur mit Grausen abwenden. Aber manchmal ist der Selbstzerstörungswille, nicht nur bei Menschen, auch bei Parteien übermächtig. Also schauen wir mal diesem Szenarium genußvoll zu.

Volker Krause, Arnsberg






Zu: „Die Rotoren stehen still“ von Hans Brandlberger, JF 5/18

Disziplinarstrafe für Stauffenberg

Waren das noch Zeiten! Bis zu seiner Auflösung 1992 war ich Kommandeur eines Infanteriebataillons, das sich fast ganz aus Reservisten zusammensetzte. Bei einer Volltruppenübung wurden wir, etwa 700 Mann, in Helikoptern luftverlastet zu einer Angriffsoperation eingesetzt. Als Belohnung für die guten Leistungen durfte das Führungs- und Funktionspersonal eine „Luftlandung“ per Hubschrauber auf dem Staffelberg bei Staffelstein/Oberfranken erleben. Von unserem Stützpunkt Amberg flogen wir über Bayreuth zum „heiligen Berg der Franken“. Auf dem Main ging es mit dem Schlauchboot weiter nach Zapfendorf bei Bamberg, wo ich nach einem Bataillonsappell einen Kameradschaftsabend mit örtlichen Honoratioren durchführte. Ermöglicht hatte diese Übung mit hohem Erlebniswert mein damals direkter Vorgesetzter General Graf Stauffenberg. Heute würde er wohl dafür disziplinarisch belangt werden. 

Daß es mit der Bundeswehr, insbesondere mit der Helikopterflotte so weit kommen konnte, ist in erster Linie der oberen militärischen Führung anzukreiden. Offizier kommt von Offizium, d.h. Pflicht. Das haben die Herren wohl vergessen. Übrigens: Mein damals gegründeter Traditionsverband ist anläßlich seines 25jährigen Bestehens in Berlin. Das Treffen müssen wir in Zivil durchführen!

Erwin Reus, Oberst d.R., Stegaurach






Zu: „Es braucht einen langen Atem“ von Peter Möller, JF 5/18

Journalistisches Kabinettstück

Peter Möllers Artikel ist ein Kabinettstück journalistischer Auseinandersetzung mit den Desideraten Berliner Baupolitik. Wenn es erlaubt ist, einen Wunsch zu äußern, so wäre es der nach gelegentlichen Berichten über die Probleme und auch die Erfolge der Denkmalpflege in den kleineren Städten der östlichen Bundesländer.       

Georg Schirmers, Köln






Zur Rubrik „JF-Intern“: „Weiter im Aufwind“ von Bastian Behrens, JF 5/18

Dank JF nicht mehr zu schlagen

Ich bin 61 Jahre alt und habe in meinem Leben schon viele verschiedene Zeitungen gelesen. Aber noch keine hat mich bisher so überzeugt wie die JF. Seit ich sie abonniert habe, hebe ich jede einzelne Ausgabe auf, was ich mit den anderen nie gemacht habe. 

Mittlerweile habe ich mir ein Archiv mit Stichworten angelegt, um bei politischen Diskussionen mit Argumenten aufwarten zu können. Trotz oft massiver Gegenrede ist es mir dank dieser JF-Artikel bisher immer gelungen, mein Gegenüber zum Schweigen oder Einlenken zu bringen. Denn argumentative und gut recherchierte Berichte, wie von Dieter Stein, Michael Paulwitz, Christian Vollradt, Karlheinz Weißmann, Gastbeiträge von Werner J. Patzelt und die Interviews von Moritz Schwarz (und ebenso all die vielen anderen, die hier ebenso exzellente Beiträge leisten) bringen die Leute, die sich nur über die Mainstreammedien einseitig informieren (manipulieren lassen), zum Nachdenken. 

Außerdem gibt es momentan keine Zeitung, die über die AfD und ihre Politiker in einer derart sachlichen, fachlichen, fairen, aber auch kritischen Weise berichtet wie die JF. Bitte, weiter so!

Helmut Weber, Surberg






Zu: „‘Das Trauma in den Kinderseelen’“, im Gespräch mit Hans Hopf, JF 4/18

Kein Vergleich mit 1945

Wie sehr die Seele von Kindern leidet, die in unbekannte Lebensbedingungen wechseln müssen, weil Erwachsene es von ihnen fordern, hat Psychoanalytiker Hopf präzise beschrieben, ebenso wie die Folgen dieses Wechsels bei Erwachsenen. Bezogen auf die Kinder, die seit September 2015 diese Wechsel erlebt haben, geht es um die Verantwortung derer, die für das Wohl von Kindern zu sorgen haben. Und das sind in erster Linie deren Eltern. Die deutschen Vertriebenen nach dem Ende des Krieges hatten keine Wahl: sie mußten gehen und hatten nur die Möglichkeit, im verkleinerten Deutschland Unterschlupf zu finden. Niemand in einem Sieger-Staat hätte sie aufgenommen. Auch in meiner Erinnerung war deren Eingliederung sehr abhängig von der Haltung der „Einheimischen“. Die Voraussetzungen der heute Flüchtenden sind mit diesen Bedingungen absolut nicht vergleichbar: Die heute vor dem Krieg in ihrem Land Flüchtenden sind samt und sonders durch befriedete Gebiete mit ihnen vertrautem religiös-kulturellem Hintergrund hierher gekommen. 

Die Erwachsenen hätten keineswegs ihre Kinder den weiteren Strapazen aussetzen müssen, denen sie sie bewußt ausgesetzt haben auf dem Weg in ein Land, dessen überzeugungsfreie Regierungschefin ihren Amtseid nicht zum Wohl der Bürger ihres Landes praktiziert und statt dessen mit den Geldscheinen dieser Bürger winkt. Allein schon zum Wohl der Kinder, die auf diese Weise von den Eltern gezwungen wurden, hier anzukommen, wäre es stimmig, daß diese Familien nach dem Ende des Krieges in ihrem Land sofort zurückkehren in die zwar veränderte, aber doch vertraute Umgebung und dort den Wiederaufbau ihres Landes in die eigene Hand nehmen.

Gustav Brudy, Stockstadt am Rhein






Zu: „Unfähig zur Selbstkritik“ von Ronald Berthold, JF 4/18

Der Staat ermöglicht Zeitreisen

Bis vor einem Jahr wußte ich nicht, daß in Deutschland Zeitreisen ohne technischen Aufwand möglich sind: Ein Mann startet in einem Land seiner Wahl als Mann mit, sagen wir, 23 Jahren seine Flucht. Nach seiner Einreise nach Deutschland wird er nach seinem Alter gefragt. Er sagt, er sei 15 Jahre alt und das mit seinem Vollbart sei genetisch bedingt. Die Hand röntgen lassen zur Altersfeststellung will sich der Bub nicht , das könne er aus gesundheitlichen Gründen nicht zulassen, so habe es ihm ein Herr Montgomery gesagt, und außerdem sei er durch sein Handy schon strahlenbelastet genug. Der Dame der Aufnahmestelle für jugendliche Flüchtlinge wollte der Bub aus Glaubensgründen nicht die Hand geben, diese genehmigte aus Arbeitsdruckgründen den Antrag des Buben und erkannte ihn als MuFl an. In einer Schlange vor ihrem Büro warteten schließlich noch viele telefonierende Buben darauf, abgearbeitet zu werden. Daß es so nicht weitergehen kann, wie in dem hier etwas überspitzt dargestellten Beispiel, müßte auch dem letzten Parlamentarier und Befürworter der unbegrenzten Zuwanderung einleuchten. 

Laut Familienministerium sind von den etwa 60.000 Jugendlichen, die für monatlich circa 5.000 Euro in Jugendheimen untergebracht werden, 43 Prozent über 18 Jahre alt und kosten so den Staat das Fünffache eines erwachsenen Flüchtlings. Der grüne Oberbürgermeister von Tübingen Boris Palmer machte den Vorschlag, daß jugendliche Flüchtlinge, die keine oder offensichtlich falsche Altersangaben machen, die Beweise für ihr wahres Alter selbst erbringen müssen. Wenigstens ein Vorschlag, der natürlich von allen Altparteien als populistisch und rechts gebrandmarkt wurde.

Hartwig Wehrstein, Albstadt






Zum Leserbrief „Trefflich, aber falsch übersetzt“ von Prof. Dr. Robert Hepp, JF 4/18

Burkes prophetische Sichtweise

Karlheinz Weißmann hat in einem Beitrag (JF 2/18) das Zitat von der „bösartigen Menschenliebe“ Edmund Burke zugeschrieben, Professor Hepp in seinem Leserbrief ihn dahingehend korrigiert, daß der eigentliche Erfinder Friedrich Gentz sei, der erste Übersetzer der „Reflections on the Revolution in France“ ins Deutsche. Es trifft zu, daß im Original „malignant charity“ (etwa: „böswillige Wohltätigkeit“) den Export revolutionärer Prinzipien als Danaergeschenk an die Briten kenntlich machen sollte. Was aber den Charakter und die Mentalität der damaligen revolutionären „Gutmenschen“ anging, trifft Weißmann mit „bösartiger Menschenliebe“ recht genau die Auffassung Burkes. Dieser hat in einer seiner späteren antirevolutionären Schriften sogar von der „homicide philanthropy“, der „mörderischen Menschenliebe“ der Aufklärungsphilosophen gesprochen (Letters Adressed to a Member of Parliament, on the Proposals for Peace with the Regicide Directory of France, 1796–1797, Letter No. III, in: Paul Langford (General Editor): The Writings and Speeches of Edmund Burke, Bd. IX, Oxford U.P. 1991, S. 303). Tatsächlich war Edmund Burke wohl einer der ersten, der erkannte, welcher neuartige Menschenschlag hier erstmals auftritt und welche problematische Züge er aufweist. Mein diesbezügliches Lieblingszitat Burkes findet sich im „Letter to a Noble Lord“ von 1796 (ebd., S. 216): So erklärten die aufgeklärten Intellektuellen, „daß tausend Jahre kein zu langer Zeitraum für das ‘Gute’ sind, das sie verfolgen. Es ist bemerkenswert, daß sie niemals einen Weg zu dem von ihnen projektierten ‘Guten’ sehen als auf einem mit Schlechtem angefüllten Weg.“ 

Dag Krienen, Essen






Zum Schwerpunktthema: „Der Mord von Kandel“, JF 3/18

Unverantwortlicher Innenminister

Es ist kaum zu glauben: Da weist der verantwortliche Innenminister Lewentz im Landtag jede Mitverantwortung für den Mord von Kandel von sich. Auch Versäumnisse der Behörden seien nicht erkennbar. Noch grotesker wird es, wenn er diesbezüglich das Hohelied der Freiheit betont. Von welchen Freiheiten spricht er? Offensichtlich geht es nur noch um die uneingeschränkten Freiheiten derer, die zugewandert sind. Der Schutz der Bevölkerung wird dabei zur Nebensache. 

Bereits im November war der spätere Mörder von Kandel durch Aggressivität und Prügelattacken auf Mitschüler aufgefallen, die wiederholten Bedrohungen gegen die Eltern und früheren Freundin ließen an der Eindeutigkeit seiner Absichten nicht die geringsten Zweifel. Spätestens als eine zweimalige Vorladung der Polizei ignoriert wurde, hätte man wissen, zumindest aber ahnen können, daß hier eine „tickende Zeitbombe“ unterwegs ist. Zumal wir es hier mit Eingewanderten zu tun haben, nach deren Mentalität Frauen als „Besitztum“ betrachtet werden. Da frage ich mich, was geht in einem für die Sicherheit verantwortlichen Innenminister vor? Kann oder will er hier nicht die tatsächliche Sachlage respektive Ursachen sehen? Ist die politische Klasse inzwischen so weit von der Bevölkerung entfernt, daß sie deren Interessen und Schutzbedürfnisse nicht mehr wahrnehmen können oder wollen?

Gerhard Franke, Mainz






Zu: „Schuld ist die Gesellschaft“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 3/18

Weltfremdes Wortgedrechsel

Die Kommentare Christian Pfeiffers machen mich fassungslos. Schutz für die Täter, Häme fast schon für die Opfer. Gedrechselte Sätze, kaum Sinn für die Realität. In dieser Realitätsferne hat er sich eingerichtet wie viele andere auch. Die Realität paßt er seinen Phrasen an statt umgekehrt – wie ein Kind, das sich was wünscht. Mit Zahlen zu spielen bedeutet hier, mit unserem Leben zu spielen. 

Ich habe selbst einen Übergriff erlebt. Über zwei Jahre ist das her; ich frage mich oft, ob ich noch lebte, wäre ich weniger umsichtig und weniger mißtrauisch gewesen. Mein Fall wird wie viele andere auch nirgendwo auftauchen – aus falscher Toleranz und der daraus resultierenden Angst der Opfer, als „fremdenfeindlich“ zu gelten. Es gilt wohl eher: Je fremder der Täter, desto unwahrscheinlicher die Anzeige der Tat. Wenn man denn überlebt ... Und wieder ein von oben angeordneter Slogan: „Unser Kandel ist bunt.“ Es ist fast zum Heulen. Dabei ahnen wir längst: Merkels offene Grenzen bedeuten für uns das Tor zur Hölle.

Gabriele Sachs, Berlin