© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/18 / 02. Februar 2018

Frische gepresst

Lenin von rechts. Nur dem harten Kern der Kenner ist bekannt, daß sich hinter dem in Ernst Jüngers Texten häufiger vorkommenden „Magister“ der heute ganz vergessene Philosoph Hugo Fischer (1897–1975) verbirgt. Mit Jünger seit dessen Leipziger Zoologie-Studium befreundet, geriet der eher weltfremde, an der Vergegenwärtigung mystischer Strömungen der deutschen Philosophiegeschichte interessierte Denker Ende der 1920er unter die „Nationalrevolutionäre“. Politisch-publizistisch eher selten auf den Plan tretend, war Fischer doch keine Randfigur in diesem Kreis, wie sein Einfluß auf die universalistische, „weltstaatliche“  Wende in Jüngers „Arbeiter“ (1932) und in Niekischs „dritter imperialer Figur“ (1935) dokumentiert. Sein eigenes politisches Hauptwerk, „Lenin, der Machiavell des Ostens“, lag indes gerade rechtzeitig, im März 1933 vor, um sogleich verboten und eingestampft zu werden. Gerettet hat sich ein auf Armin Mohler überkommenes, nur in Fotokopien kursierendes Exemplar, auf dem die von Manfred Lauermann und Steffen Dietzsch nun besorgte Edition und Erstveröffentlichung der Schrift beruht, die einen wichtigen Text zur politischen Geistesgeschichte der Weimarer Republik zugänglich macht. (wm)

Steffen Dietzsch, Manfred Lauermann (Hrsg:): Hugo Fischer. Lenin der Machiavell des Ostens. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2017, gebunden, 327 Seiten, 30 Euro





Umstürzler. F. William Engdahl zitiert viele mit Rang und Namen, falls es sich gegen die Interessen der USA wenden läßt. Schön gestrickt, ist die zugrundeliegende Hypothese doch partiell löchrig, wenn etwa kolportiert wird, daß die Petitionsplattform Avaaz.org indirekt „Soros-gestützt“ sei, weil ein kanadischer Konservativer das behauptet hat. Tatsächlich ist sein spannender und in klarer Sprache verfaßter Erzählstrang kaum zu wiederlegen, da bekanntlich geheimdienstliche Tätigkeiten meist im verborgenen geschehen. Avaaz soll eine der von der CIA und George Soros unterstützen Nichtregierungs-Organisationen (NGOs) sein. Die Ereignisse vom Tian‘anmen-Platz 1989 etwa plante Washington mit „CIA-Kreisen“ und den „neuentwickelten scheindemokratischen NGOs“ mit dem „Ziel eines umstürzlerischen Regimewechsels“ in China, den die USA benötigen würden, um ihr „Scheitern als Hegemon“ zu verhindern oder zumindest aufzuschieben. (mp)

William Engdahl: Geheimakte NGOs. Wie die Tarnorganisationen der CIA Revolutionen, Umstürze und Kriege anzetteln. Kopp Verlag, Rottenburg 2017, gebunden, 219 Seiten, 22,95 Euro