© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/18 / 02. Februar 2018

Schweden macht es vor: Geistesgeschichte geschlechtergerecht studieren
Neuer Irrationalismus
(wm)

An Schwedens Universitäten beginnt man, eine Frauenquote für alle Texte einzuführen, die in Seminaren gelesen werden. Vor allem in Veranstaltungen zu der von „alten weißen Männern“ dominierten Ideen- und Theoriegeschichte, von den Vorsokratikern bis zu Hegel und Marx, ist damit die Verzweiflung der Dozenten vorprogrammiert. Eine Literaturliste etwa zum Seminar über „Konservative Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft“, so merkt der Kulturkorrespondent Thomas Steinfeld maliziös an, könne naturgemäß nicht gendergerecht ausfallen, weil „Frauen in diesen Kreisen nur selten“ vorkamen. Um der Literaturliste zur angemessenen Geschlechterverteilung zu verhelfen, müsse das Seminarthema im Dienste der Quote eben erweitert werden, auf „anarchistische Kritik“, da sich dann ein paar „revolutionäre weibliche Geister“ finden. (Forschung & Lehre, 1/2018) Während „Märsche für die Wissenschaft“ gegen den Popanz „Populismus“ mobil machen, triumphiert eine bizarre Allianz von Feministen und Islamisten nicht nur an Schwedens Hochschulen. Kein Wunder, so Steinfeld, wenn im Schlepptau des neuen, die Wissenschaftsfreiheit bedrohenden Irrationalismus, auch der bekämpfte „Rassismus“ in der Variante der „Biologisierung des Denkens“ wieder salonfähig wird, die die Unterschiede der Geschlechter, die sie als „Konstruktionen“ kritisiere, nur verstärke. 


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