© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/18 / 02. Februar 2018

Lesereinspruch

Zu einfach

Zu: „Treffen ganz im Westen“ von Stefan Scheil (JF 3/17)

Ein interessanter Artikel zu einem interessanten Buch. Aber Stefan Scheil macht es sich doch zu einfach mit der Person Winston Churchills. War Churchills Bemerkung zu einer deutschen Kapitulation im Sommer 1940 wirklich höhnisch oder doch reiner Zweckoptimismus? In den Jahren bis 1942 wußte ja niemand wirklich, wer den Krieg nun gewinnen würde. So plante auch Churchill die Verlegung seines Regierungssitzes: nach Kanada. Zu fragen ist auch, welche Alternativen Churchill zum alliierten „Endsieg“ gehabt hätte. Die Außenpolitik Hitlers hatte sich als expansionistisch, unberechenbar und lügenhaft herausgestellt. Ein deutsch-dominiertes europäisches Kontinentalreich hätte den Briten eine Zuschauerrolle am Rande des Kontinents beschert mit weitreichenden Konsequenzen. Nicht zuletzt hätte es Englands Seeherrschaft auf dem Atlantik gefährdet. Für Churchill ging es zuvörderst um das Überleben Groß-Britanniens und in letzter Konsequenz um die endgültige Zerschlagung Deutschlands als Großmacht. Von seinem Standpunkt eine patriotische Entscheidung.

Klaus Härtel, Kiel