© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/18 / 02. Februar 2018

Gomringer-Gedicht soll übermalt werden
Übernahme neuer Regeln
Matthias Matussek

Der Asta einer Hochschule in Berlin-Hellersdorf hat die Übermalung eines Liebes-Gedichtes verlangt, welches zunächst harmlos von Alleen und Blumen und Frauen spricht. Doch den Knalleffekt hat es sich für die letzte Zeile aufgehoben. Denn die lautet: „ein Bewunderer.“ Das alles auf spanisch! Seit sieben Jahren, seit der Poet Gomringer dafür den Poetik-Preis gewonnen hatte, prangt es haushoch auf der Hochschulmauer. Nun hat ein studierender Feuermelder Alarm geschlagen und den sexistischen Unrat, der da lyrisch camoufliert wurde, entschlüsselt und die Übermalung verlangt. Man kann nur sagen: endlich! 

Da steht schließlich „Ein Bewunderer“. Ich lach mich schief! Fehlt noch, daß er den Student*Innen, die dort hinein- oder hinauseilen, seine Tanzkarte zustecken möchte. Gut daß sich unsere „Generation Schneeflöckchen“ gemeinsam mit den bereits bestehenden Scharia-Gerichten in unseren intakten islamischen Kommunen, die ja derzeit millionenfach verstärkt werden, schon jetzt auf die neuen Spielregeln verständigt. Allerdings, Moment: eine Allee, mit Blumen und Frauen, und in der Abenddämmerung „ein Bewunderer“? Unter unseren neuen Bedingungen ist das tatsächlich ein Horrorgedicht.






Matthias Matussek arbeitete von 1987 bis 2013 beim Spiegel, danach für die Welt. Heute schreibt er als freier Autor unter anderem für die Weltwoche (Zürich).