© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/18 / 26. Januar 2018

Grüße aus Madrid
Achtung! Abspecken!
Michael Ludwig

Einer der Schlachtrufe der Spanischen Legion lautet: „Niemals werde ich sagen, daß ich müde bin, erst wenn ich tödlich getroffen zu Boden sinke.“ Und wenn die Männer dieser Eliteeinheit mit ihren grünen Uniformen und Schiffchen, an denen rote Kordeln baumeln, an hohen Feiertagen oder zu anderen gewichtigen Anlässen durch die Straßen der Städte marschieren, geht stets ein anerkennendes Raunen durch die dichtgedrängten Reihen der Zuschauer. Doch nun hat die Führungsspitze dieser 3.000köpfigen Elitetruppe Alarm geschlagen. Der Feind, den sie ausgemacht hat, steht in den eigenen Reihen und ist ausgesprochen hinterhältig – viele der Legionäre sind zu fett, ihnen droht vorzeitig die Puste auszugehen. Man hat den überflüssigen Pfunden gewissermaßen den Krieg erklärt.

Vorbei scheint das schöne Leben in Málaga an der malerischen Costa del Sol, wo die Truppe einen ihrer wichtigsten Standorte hat – die vielen Bierchen zwischendurch in der Kantine der Kaserne, das Sonnenbaden auf der Terrasse einer Bar am Ufer des Mittelmeeres, versüßt mit ein paar Gin Tonics, die mit einem ordentlichen Schuß Brandy aufgepeppten Espressos, die riesige Tüte Popcorn während einer Kinovorstellung: für einen Legionär, dessen Body-Mass-Index über 27 anzeigt, gehört das süße Leben der Vergangenheit an.

Mittagessen: ein Teller Salat, Joghurt und Obst, nachmittags Tee und Obst.

Stattdessen gibt es für ihn künftig zum ersten Frühstück Joghurt und eine Banane, zum zweiten Kaffee mit einem Toastbrot und einer Orange, zum Mittagessen einen Teller Salat, Joghurt und Obst, nachmittags Tee und Obst, abends gedünstetes Gemüse und Fleisch/Fisch vom Grill. Zwischen 1,25 und zwei Liter Wasser täglich sind obligatorisch, Bier wird nur noch sporadisch ausgeschenkt. Damit das Essen genügend vorgekaut und somit leichter verdaut werden kann,  dauern die Mahlzeiten künftig mindestens 20 Minuten, und der Fernseher muß ausgeschaltet bleiben. Hinzu kommen Gewaltmärsche und jede Menge Fitneßtraining. Ziel ist es, daß zwischen 0,5 und einem Kilogramm Fett wöchentlich heruntergehungert und abtrainiert werden.

„Es geht einfach nicht an, daß unsere Soldaten ein derart unprofessionelles Bild in der Öffentlichkeit abgeben“, heißt es in den Offizierskreisen. Und sie scheinen es ernst zu meinen – in regelmäßigen Abständen findet ein Kontrollwiegen statt. Wer nach einem Jahr noch immer nicht abgenommen hat, dem droht der Rauswurf aus der Legion.