© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/18 / 19. Januar 2018

Umwelt
Weniger ißt mehr
Fabian Schmidt-Ahmad

Fleisch – was früher Ausdruck für gesunde, wertvolle Ernährung war, hat sich mittlerweile in das Gegenteil verkehrt. Zwar hat die industrielle Massentierhaltung zu einem extremen Preisverfall geführt, doch als Billig-Nahrungsmittel gibt es reichlich Nachteile. Diese will der „Fleischatlas 2018“ ins Bewußtsein rufen. Die seit fünf Jahren erscheinende Studie nimmt den Fleischkonsum unter die Lupe – und schlägt Alarm. Knapp 60 Kilogramm Fleisch verbrauchte jeder Deutsche 2016. Zwar ein seit zehn Jahren stabiler Wert, doch das auf einem viel zu hohem Niveau, warnen die Initiatoren der Studie, der Umweltverband BUND, die grünennahe Heinrich-Böll-Stiftung und die taz-Gründung Le Monde diplomatique – nur maximal die Hälfte empfehle die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Neben den Tieren selbst hat auch die Umwelt unter der Massenhaltung auf kleinem Raum zu leiden.

Auch Fleischersatzprodukte orientieren sich preislich an einer eher elitären Käuferschicht.

Modebewußt darf auch der Hinweis auf den „Klimaschutz“ nicht fehlen. Doch es gibt in dem Atlas durchaus sinnvolle Anregungen, wie eine genaue und transparente Kennzeichnungspflicht oder strengere Richtlinien in der Viehmast, die ein besseres Bewußtsein davon vermitteln können, was auf dem Teller landet. Leider geht den Umweltschützern dabei des öfteren der Volkserzieher durch, der andere bevormunden möchte. Doch es sollte nicht vergessen werden: Bei kaum einem Nahrungsmittel fällt der Preisunterschied zwischen biologischer und konventioneller Produktion so groß aus wie beim Fleisch. Auch Fleischersatzprodukte orientieren sich preislich an einer eher elitären Käuferschicht. Es werden also wohl immer nur wenige sein, die sich vegetarische oder Biofleischprodukte leisten können. Dagegen hängen Massenproduktion und Massentierhaltung immer noch aneinander.

„Fleischatlas 2018“ von Böll-Stiftung, BUND und Le Monde Diplomatique: www.boell.de/